Politik
Depressionen: IQWiG legt vorläufige Ergebnisse von Leitlinien-Recherche vor
Donnerstag, 20. Oktober 2016
Köln – Evidenzbasierte Leitlinien zu Depressionen decken fast alle wichtigen Versorgungsaspekte ab. Das ist das vorläufige Ergebnis einer Recherche des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Ziel der Untersuchung war es, Empfehlungen zu definieren, die für die Versorgung von Patienten in einem Disease-Management-Programm (DMP) relevant sind.
Insgesamt bezog das IQWiG 14 Leitlinien in seine Auswertung mit ein. Sechs der insgesamt 14 Leitlinien stammten aus Großbritannien, nur drei aus Deutschland. Die Empfehlungen sind dem Institut zufolge deshalb unter Umständen nur eingeschränkt übertragbar. Denn die Anforderungen, die in einer DMP-Richtlinie formuliert werden, beschreiben Eckpunkte für die Versorgung in Deutschland.
Der Auswertung zufolge bezieht sich die Mehrheit der Empfehlungen zu therapeutischen Maßnahmen auf die schweren depressiven Episoden. Es falle zudem auf, dass es wenige bis keine relevanten Empfehlungen für Kinder und Jugendliche gibt. Das gelte für unipolare Depressionen ebenso wie für bipolare, so die Wissenschaftler.
Sie fanden zumeist konsistente Aussagen in den Leitlinien. Allerdings gibt es laut IQWiG einige wenige Aspekte, bei denen sich die Empfehlungen teilweise widersprechen. Das gelte etwa für den Einsatz von Johanniskraut bei unipolaren Depressionen oder für die Monotherapie mit Lithium zur Akutbehandlung einer bipolaren Störung. Zudem zeigte die Auswertung des IQWiG, dass die Autoren der Leitlinien oft keine Hinweise geben, welche der empfohlenen Maßnahmen gegenüber anderen zu bevorzugen sind.
Die Wissenschaftler regen in ihrem Vorbericht an, das geplante DMP in zweierlei Hinsicht zu spezifizieren: Zum einen könnte es sinnvoll sein, zwischen uni- und bipolaren Krankheitsbildern zu unterscheiden, wie es bereits die Nationalen Versorgungsleitlinien (NVL) tut.
Zum anderen könnte eine Eingrenzung auf schwere Formen der Erkrankung Vorteile bieten. Zwar seien Depressionen dem Institut zufolge in der Öffentlichkeit inzwischen etwas weniger stigmatisiert als etwa noch vor zehn Jahren. Gerade Patienten mit einer leichten oder mittelschweren Erkrankung könnten aber aus Angst vor Benachteiligung davor zurückschrecken, sich in ein DMP einzuschreiben.
Stellungnahmen zu dem jetzt veröffentlichten Vorbericht können bis zum 17. November 2016 abgegeben werden. © hil/sb/aerzteblatt.de

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