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Politik

Gestiegene Einsatzzahlen: Hessen braucht neue Notfallsanitäter

Montag, 24. Oktober 2016

Wiesbaden/Butzbach – Mehr Einsätze, komplexere Aufgaben: Rettungsdienste in Hessen stehen vor beachtlichen Herausforderungen. Doch nicht immer ist dafür genügend quali­fi­ziertes Personal vorhanden. Das Sozialministerium in Wiesbaden schreibt in einer Ant­wort auf eine Anfrage zweier SPD-Abgeordneter, einzelnen Rettungsdiensten falle es ge­genwärtig schwer, ausgeschriebene Personalstellen zu besetzen. Von einem flächen­decken­den Mangel an Fachkräften und Nachwuchs will das Haus aber nichts wissen.

Rettungsdienste sprechen von einem ausgedünnten Arbeitsmarkt. Saskia Schimpf vom Landesverband Hessen der Johanniter-Unfall-Hilfe in Butzbach sagte: „Landesweit be­steht in der Tat ein Fachkräftemangel. Dieser ist allerdings nicht auf mangelnden Nach­wuchs zurückzuführen.“ Sie verweist auf gestiegene Einsatzzahlen in den vergangenen zwei Jahren.

Nach Angaben des Ministeriums gab es 2015 bei hessischen Rettungsdiensten 1.181 Notärzte, 2.584 Rettungsassistenten, 348 Notfallsanitäter und 1.335 Rettungssanitäter. Die Gesamtzahl hat sich gegenüber 2014 kaum verändert. Dem Ministerium zufolge werden pro Jahr rund 300 neue Notfallsanitäter benötigt, um den Bedarf zu decken.

Auch das Haus von Sozialminister Stefan Grüttner (CDU) spricht von mehr Einsätzen, unter anderem wegen des demografischen Wandels. Mehr ältere Menschen bedeuten mehr Einsätze. Laut Ministerium haben sich die Krankenhauslandschaft verändert, die ärztlichen Bereitschaftsdienste sowie die Krankheitsbilder. Es gebe etwa mehr Herz-Kreis­lauf-Erkrankungen und Erkrankungen, die sich auf Atmung und zentrales Nervensystem auswirken. Dadurch entstünden ständig mehr für den Rettungsdienst komplizierte Einsätze, die oft länger dauerten.

Schimpf von den Johannitern ergänzte: „Parallel dazu ist die Zahl der vorzuhaltenden Rettungsmittel gestiegen. Es werden also mehr Rettungswagen und Krankentransport­wagen vorausgesetzt und damit steigt auch der Personalaufwand.“ Die Folge: Der Ar­beits­markt ist aktuell stark ausgedünnt. Das betreffe nicht nur die Johanniter, sondern alle im Rettungsdienst tätigen Organisationen, sagte Schimpf.

Beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) in Hessen heißt es, in einigen Regionen gebe es zwar noch genügend Interessenten. Zunehmend hätten Rettungsdienste aber keine Be­werbungen mehr auf dem Tisch. Verschärft werde die Situation durch die Umstellung auf den neuen Beruf des Notfallsanitäters, erklärte der Leiter des Bereichs Rettungsdienst beim DRK-Landesverband in Wiesbaden, Günter Ohlig.

Der Notfallsanitäter ersetzt seit Januar 2014 den Rettungsassistenten. Wenn letztere sich weiterqualifizierten, fielen sie zunächst aus, erklärte Ohlig. Wie lange die Weiterbil­dung dauert, hängt von der Berufserfahrung des jeweiligen Rettungsassistenten ab.
Die vorgeschriebenen Weiterbildungsstunden sind gestaffelt.

Am meisten Zeit müssen diejenigen investieren, die weniger als drei Jahre Praxis haben, bei ihnen sind es 960 Stunden. Dabei werde nur die Erfahrung vor dem 1. Januar 2014 angerechnet, sagte Ohlig. „Ein Tatbestand, der rational nicht erklärbar ist.“ Er geht da­von aus, dass allein bei den DRK-Rettungsdiensten in Hessen jährlich zwischen 180 und 200 neue ausgebildete Notfallsanitäter notwendig sind.

Neu ausgebildeter Nachwuchs steht nicht sofort bereit. Denn: Die Ausbildung zum Not­fall­sanitäter dauert drei Jahre. „Die ersten neu ausgebildeten Notallsanitäter werden im Jahr 2017 ihren Dienst beginnen“, sagte Schimpf von den Johannitern. Die Umstellung auf den neuen Beruf an sich bedeute für ihre Organisation nicht, dass es an Nachwuchs mangele. Auch Unterschiede zwischen Stadt und Land seien inzwischen nicht mehr mar­kant. „Gleichwohl müssen die Verbände in den Ballungsräumen einen größeren Aufwand betreiben, um neue Mitarbeiter zu gewinnen.“

© dpa/aerzteblatt.de

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