Politik
Genom-Editierung beschäftigt Ethikräte mehrerer europäischer Länder
Montag, 24. Oktober 2016
Berlin – Die neuen Möglichkeiten der sogenannten Genom-Editierung beschäftigen die Ethikräte Deutschlands, Frankreichs und Großbritanniens. Das Thema stand im Mittelpunkt eines Treffens der drei Räte in Berlin.
„Genom-Editierung“ bezeichnet eine molekularbiologische Methode, um DNA zu entfernen, einzufügen und zu verändern. Die Zeitschrift Nature Methods kürte sie schon 2011 zur „Methode des Jahres“.
Einen besonderen Schub erhielt die Genom-Editierung durch die sogenannte CRISPR/Cas-Technik (Crispr: Clustered Regularly Interspaced Short Palindromic Repeats). Sie erlaubt mit einer Art molekularer Schere Eingriffe in das Genom von bislang nicht gekannter Präzision und damit eine gezielte Veränderung einer Gensequenz lebender Zellen.
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„Die Genom-Editierung und insbesondere die CRISPR/Cas9-Technologie bieten effektive und kostengünstige neue Möglichkeiten, DNA in lebenden Organismen zu verändern, zu löschen oder einzufügen. Die Technik findet breite Anwendung in vielen Forschungsgebieten. Die sich daraus ergebenden ethischen Fragestellungen werden vom Deutschen Ethikrat, dem Comité Consultatif National d'Éthique und dem Nuffield Council on Bioethics als wichtig erachtet“, erklärten die Vertreter der drei Ethikräte auf dem Treffen in Berlin.
Die neuen Methoden wecken Hoffnungen, krankmachende Genmutationen im lebenden Organismus effektiv zu korrigieren und neue spezifische therapeutische Ansätze zu finden. Andererseits drohen Szenarien vom künstlich geschaffenen und/oder veränderten Leben.
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Die Berliner Gespräche zeigten, dass sich die drei Räte derzeit mit verschiedenen Fragestellungen zur Genom-Editierung auseinandersetzen. Sie definierten daher Schwerpunktthemen, die besonders wichtig seien: Dazu gehören die mögliche Anwendung des Verfahrens im Bereich der menschlichen Fortpflanzung, der Landwirtschaft und Tierhaltung sowie das „Gene Drive“ an Insekten. Sie vereinbarten, den Austausch über die Arbeitsprogramme in den kommenden Monaten fortzusetzen.
Gastgeber des nächsten trilateralen Treffens wird im Juni 2017 der französische Ethikrat sein.
© hil/aerzteblatt.de

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