Vermischtes
Horrorclowns rufen Klinikclowns auf den Plan
Dienstag, 25. Oktober 2016
Berlin – Kurz vor Halloween verzeichnet die Polizei in Deutschland immer mehr Übergriffe von „Horror-“ oder „Grusel-Clowns“. Die Menschen hinter den Masken erschrecken oder attackieren Passanten, teils mit Kettensägen, Messern oder Äxten. Nun melden sich besorgt die Klinikclowns zu Wort. Sie fürchten um ihr Image und sorgen sich, dass der mehr als fragwürdige Trend aus den USA den therapeutischen Nutzen ihrer Arbeit gefährdet.
„Grusel-Clowns sind keine Clowns. Es sind wirre Menschen, die ihre destruktiven Neigungen nur auf diese armselige Art ausleben wollen. Sie sind weder komisch noch beeindruckend, sondern ein grotesker Abklatsch einer zutiefst menschlichen, positiven Freude an der Anarchie“, heißt es vom Dachverband Clowns in der Medizin und Pflege.
Der Verband stellt klar, dass Clowns eigentlich das Gegenteil darstellen und fordert, dass die geschmacklosen Versuche, Aufmerksamkeit zu erringen, weniger in die Schlagzeilen gehoben werden. Als Abgrenzung sollten Medien die Maske und ihren Träger eher als „Grinse-Fratze“ bezeichnen, schlagen die Klinikclowns vor.
Sie machen deutlich, dass die Klinikclowns eine positive Kraft der Anarchie dahin bringen würden, wo oft Technik, Routine und Arbeitsvorgaben scheinbar allzu reibungslos funktionierten. „In Kliniken, Seniorenheimen und medizinischen Institutionen helfen sie, Selbstheilungskräfte zu aktivieren und die Lebensqualität zu steigern“, schreiben sie. Ihre Späße gingen zudem „nie auf Kosten anderer“.
Der Verein Rote Nasen Deutschland fürchtet, dass die „Grusel-Clowns“ eine Kunstform verfälschen, die von hohem therapeutischem Nutzen ist und auf einer fundierten Ausbildung basiert. „Wer Kinder und Erwachsene erschrickt und sich dabei hinter einer Maske verbirgt, richtet nicht nur seelischen Schaden bei den Betroffenen an, sondern beschädigt das Bild von Clowns in der Öffentlichkeit“, sagte Claus Gieschen, Geschäftsführer der Rote Nasen. Letztendlich gefährde er damit die therapeutische Clownkunst und damit Momente der Fröhlichkeit für Kinder auf Krankenstationen oder Senioren in Pflegeheimen.
Kein Verständnis für die Täter zeigt der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU). „Solche üblen Gags können schlimme Folgen haben“, sagte der CSU-Politiker der Passauer Neuen Presse. „Wir werden da deshalb auch nichts durchgehen lassen und jeden Fall konsequent verfolgen sowie entsprechend ahnden.“ Auch NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) will „mit aller Konsequenz“ dagegen vorgehen. Sein Amtskollege NRW-Justizminister Thomas Kutschaty (SPD) bezeichnete die Grusel-Clowns als „Straftäter“. „Wer andere sprichwörtlich zu Tode erschrecken will, ist nicht lustig, sondern ein Straftäter“, sagte er der Bild.
Die Seniorenunion der nordrhein-westfälischen CDU forderte heute als Reaktion auf „Horrorclowns“ ein generelles Vermummungsverbot in der Öffentlichkeit. Das Phänomen verunsichere unter anderem auch ältere Menschen „massiv“, erklärte deren Vorsitzender Leonhard Kuckart in Düsseldorf. Die Polizei würde durch die Verschärfung eine Handhabe erhalten, um gegen das „Gesindel in Clownsmaskerie“ durchzugreifen.
Unterdessen gibt es weitere Verletzte, die teils in Kliniken eingeliefert werden mussten. Darunter sind auch „Horrorclowns“, die verletzt wurden, nachdem sich Opfer zur Wehr setzten. Die Polizei warnt bundesweit seit Tagen vor unkalkulierbaren Reaktionen bei derartigen Clownangriffen, aber auch vor Selbstjustiz von Betroffenen. Dem WDR zufolge geht das Landeskriminalamt in Nordrhein-Westfalen davon aus, dass sich die Zahl der Fälle in den kommenden Tagen noch erhöhen wird. „So etwas potenziert sich“, sagte ein LKA-Sprecher dem Sender und verwies auf die anstehenden Halloweenfeiern.
Der zweifelhafte Trend der Grusel-Clowns hat seinen Ursprung in den USA. Seit zwei Jahren registrieren die Behörden dort entsprechende Vorfälle. © may/EB/dpa/afp/aerzteblatt.de

Kommentare
Die Kommentarfunktion steht zur Zeit nicht zur Verfügung.