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Ärzteschaft

Orthopäden und Unfallchirurgen fordern geschlechts­spezifische Prävention

Mittwoch, 26. Oktober 2016

Die Fallzahl der Kniebandverletzungen bei Frauen lag zur Skisaison jedes Jahres um fast 30 Prozent höher als im Jahresmittelwert. /Dr. Klaus-Uwe Gerhardt pixelio.de

Berlin – Die Zahl der Verletzungen von Frauen durch Sportunfälle oder Stürze ist in den vergangenen Jahren mit fast 20 Prozent deutlich stärker gestiegen als bei Männern mit nur 10 Prozent. Zu diesem Ergebnis kommt eine gemeinsame Untersuchung der AOK Baden-Württemberg und des Berufs­ver­­bands für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU). Orthopäden und Unfallchirurgen fordern nun Aufklärungs- und Präventionsmaßnahmen.

Um die Verletzungsraten bei Männern und Frauen zu ermitteln, haben die AOK Baden-Württemberg, das Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie der Universität Mannheim, das Sportinstitut der Universität Karlsruhe und der BVOU Daten von 3,8 Millionen Ver­si­cherten aus den Jahren 2008 bis 2013 ausgewertet und analysiert.

Kniebandverletzungen
Männer: 284 Verletzungen auf 100.000 Einwohner
Frauen: 152 Verletzungen auf 100 000 Einwohner

Meniskusriss (MR)
Männer: 336 MR auf 100.000 Einwohner
Frauen: 244 auf 100.000 Einwohner

knienahe Frakturen
Männer: 78,6 Frakturen pro 100.000 Einwohner Frauen: 70,4 Frakturen pro 100.000 Einwohner

Während dieses Zeit­raums begab sich jeder zehnte Versicherte wegen einer Verletzung in ärztliche Behandlung. Vor allem Knieverletzungen haben zuge­nommen, wie die Analy­se zeigt: Bei den Frauen lag der Anstieg mit fast zehn Prozent dabei doppelt so hoch wie bei den Männern. „Insgesamt liegt die Verletzungsrate am Knie bei den Männern noch höher“, sagte BVOU-Präsident Johannes Flechtenmacher. Die dramatische Zunahme bei den Frauen sollte jedoch Anlass geben, insbesondere Patientinnen besser über Ver­letzungs­risiken aufzuklären.

Bei jungen Männern und Frauen sind Sportunfälle der häufigste Grund für eine Ver­let­zung – vor allem beim Skifahren, so die Ansicht des Experten: Die Fallzahl der Knieband­verletzungen bei Frauen lag zur Skisaison jedes Jahres um fast 30 Prozent höher als im Jahresmittelwert. „Falscher Ehrgeiz und Risikobereitschaft führen oft dazu, dass junge Menschen ihre Fitness überschätzen und stürzen“, so Flechtenmacher. „Wir brauchen Konzepte, um ein Bewusstsein für gesunden Sport zu schaffen, und Trainingsmethoden, um geschlechtsspezifische Schwachstellen zu stärken.“

Knochenbrüche im Kniebereich kommen bei beiden Geschlechtern etwa gleich häufig vor. Während Männer aber in jedem Alter gleich häufig einen Bruch erleiden, nimmt das Risiko bei Frauen ab dem 50. Lebensjahr um das Siebenfache zu. Grund dafür ist eine geringere Knochendichte nach den Wechseljahren, mit der ein höheres Sturzrisiko ein­hergeht. Auch die Gefahr für einen Bruch an der Hüfte oder am Oberschenkelhals steigt mit zunehmenden Alter: Die European Association of Orthopaedics and Traumatology erwartet, dass sich die Zahl der Brüche in diesem Bereich bis 2050 verdoppeln wird. „Um zu verhindern, dass immer mehr ältere Menschen durch eine Verletzung ihre Selbst­stän­dig­keit verlieren, brauchen wir bessere Methoden zur Früherkennung der Osteoporose und zur Sturzprophylaxe“, forderte Flechtenmacher.

Er mahnte, dass Ärzte das Geschlecht der Patienten bei der Behandlung nicht mehr außer Acht lassen dürften. Man müsse zudem „an geschlechtsspezifischen Präventions-, Behandlungs- und Rehabilitationskonzepten arbeiten“, ergänzte Manfred Neubert, Kon­gresspräsident des DKOU 2016.

© EB/aerzteblatt.de

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