Politik
Bundesregierung erwartet für alle Privatversicherten höhere Beiträge
Donnerstag, 27. Oktober 2016
Berlin – Weil die privaten Krankenkassen unter den niedrigen Zinsen leiden, erwartet die Bundesregierung für die neun Millionen Privatversicherten in Deutschland massive Beitragserhöhungen. Derzeit sei erstmals keiner der 37 Krankenversicherer mehr in der Lage, in den nächsten Jahren die einst gemachten Zusagen für die Verzinsung der Altersreserven am Kapitalmarkt zu erwirtschaften, heißt es in der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linken-Fraktion, aus der die Berliner Zeitung zitierte.
Zum Ausgleich seien die Kassen gezwungen, die Beiträge anzuheben, heißt es weiter. Andernfalls reichten die Rücklagen nicht aus, um die steigenden Krankheitskosten im Alter abzufedern.
Jahrzehntelang hatte die private Krankenversicherung dem Bericht zufolge mit einer Verzinsung von 3,5 Prozent kalkuliert und diesen Wert im Branchenschnitt sogar überschritten. Seit der Finanzkrise 2008 hätten jedoch immer mehr Versicherer Probleme, diese Gewinne am Kapitalmarkt zu erreichen. Die Niedrigzinsphase verschärfe die Entwicklung.
2013 habe die Finanzaufsicht bereits 17 Unternehmen festgestellt, die den anvisierten Wert künftig nicht mehr schaffen, heißt es in der Antwort der Bundesregierung. In diesem Jahr prognostizierte die Finanzaufsicht nach Regierungsangaben, dass nun alle 37 Unternehmen die 3,5 Prozent im übernächsten Jahr nicht mehr sicherstellen können.
Der Linken-Gesundheitspolitiker Harald Weinberg wertete die Angaben in der Berliner Zeitung als Beleg dafür, dass sich die private Krankenversicherung auf dem absteigenden Ast befinde. „Wer bei diesen Zahlen noch eine Überlegenheit kapitalgedeckter Versicherungssysteme gegenüber umlagefinanzierter Systeme konstruieren will, ist entweder realitätsfremd oder Lobbyist“, sagte der Abgeordnete. Er schlug eine geordnete Abschaffung der privaten Krankenversicherung und die Einführung einer Bürgerversicherung vor. © afp/aerzteblatt.de

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