Ärzteschaft
Hoffnungen auf telemedizinischer Betreuung von Herzinsuffizienzpatienten
Montag, 31. Oktober 2016
Wiesbaden/Düsseldorf – Ein telemedizinisches Frühwarnsystem könnte künftig dazu beitragen, bei Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz eine lebensgefährliche Krise früher zu erkennen und zu behandeln. Darauf hat die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) hingewiesen. „Die meisten Patienten befinden sich dank Medikamenten und Herzschrittmachern in einem stabilen Zustand“, sagte Friedrich Köhler, Charité-Universitätsmedizin Berlin. „Es kann jedoch jederzeit zu einer Verschlechterung kommen“, warnte er.
Eine drohende Krise zeichnet sich häufig durch einen Rückgang des Blutdrucks, eine Pulsbeschleunigung oder durch eine Gewichtszunahme aufgrund von Wassereinlagerungen im Gewebe ab. „Die Patienten spüren dies zunächst nicht“, erläuterte Köhler, der an der Charité das Zentrum für kardiovaskuläre Telemedizin leitet. Bei einer frühzeitigen Diagnose ist es jedoch oft möglich, die Krise aufzufangen.
Ob die tägliche Übermittlung der Daten an ein Kontrollzentrum ein geeignetes Frühwarnsystem ist, wird derzeit in Deutschland in der sogenannten Fontane-Studie an 1.500 Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz untersucht. Die Hälfte der Patienten erhält ein Gerät. Mit diesem übermitteln sie täglich Blutdruck, Puls, Körpergewicht und andere Daten. „Das Ziel ist, die Zahl der Tage zu vermindern, die durch Krankenhausaufenthalte oder einen vorzeitigen Tod verloren gehen“, erläuterte Köhler. Ob dies gelinge, sei derzeit noch offen. Erste Ergebnisse der Studie sollen 2018 vorliegen.
Zwei frühere Studien haben bereits gezeigt, dass eine telemedizinische Überwachung die Lebensqualität und die Überlebenschancen von Menschen mit schwerer Herzinsuffizienz verbessern kann. In beiden Studien wurden die Signale von implantierten Geräten aufgefangen. In der CHAMPION-Studie war dies ein Druckmesser in der Lungenarterie, in der IN-TIME-Studie wurden die Daten eines implantierten Defibrillators telemedizinisch an ein Zentrum übermittelt.
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In zwei weiteren Studien – MORE-Care und REM-HF – hat die Fernabfrage von Herzschrittmachern und Defibrillatoren die Situation der Patienten dagegen nicht verbessert. „Wir müssen deshalb in jedem Fall prüfen, ob ein telemedizinisches Monitoring sinnvoll ist“, betonte Köhler.
Telemedizin könnte laut Köhler vor allem Patienten in ländlichen Regionen helfen, rechtzeitig medizinische Hilfe zu erhalten. „Wir haben in Deutschland Versorgungsunterschiede zwischen dem ländlichen Raum und den Metropolregionen. Diese müssen dringend beseitigt werden“, so der Kardiologe. © hil/aerzteblatt.de

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