Medizin
Rumänien: XDR-Tuberkulose unter internationalen Medizin- und Pharmazie-Studenten
Montag, 31. Oktober 2016
Stockholm – An der Universität Oradea im Westen Rumäniens, die Ausländern ein Medizin- oder Pharmazie-Studium anbietet, ist es zu einem Ausbruch der gefürchteten XDR-Tuberkulose gekommen, die wegen der internationalen Herkunft der Studenten weite Kreise zieht.
Beim Index-Patienten (Fall 1), einem isrealischen Staatsbürger, war im Juni 2015 vor Einreise nach Rumänien eine XDR-Tuberkulose diagnostiziert worden. Als die rumänischen Behörden dies erfuhren, starteten sie im Oktober 2015 eine Kontaktuntersuchung: Betroffen waren neben Universitätsangestellten auch Studenten aus Finnland (12), Großbritannien (9), Deutschland (4), Israel (3), Nigeria (3), Schweden (3), Mauritius-Inseln (2), Österreich (1), Italien (1), Palästina (1), Polen (1), Ungarn (1) und den Vereinigten Arabischen Emiraten (1). Dabei wurde eine weitere Erkrankung bei einem britischen Studenten (Fall 2) entdeckt.
Dieser Student kehrte in sein Heimatland zurück, wo im März 2016 eine Behandlung begonnen wurde. Sie verhinderte jedoch nicht, dass er seinen Bruder (Fall 4) ansteckte, wie die britischen Gesundheitsämter in einer eigenen Kontaktuntersuchung herausfanden. Inzwischen war in Großbritannien eine weitere Erkrankung (Fall 3) bemerkt worden. Es handelt sich um einen der Studenten, der bei der ersten Kontaktuntersuchung in Rumänien noch negativ gewesen war.
Die britischen Behörden informierten im September 2016 ihre rumänischen Kollegen, die daraufhin eine erneute Kontaktuntersuchung begannen. Dieses Mal wurde auch der GeneXpert RIF/TB eingesetzt, ein Gentest, der häufige Resistenzen gegen Rifmapicin erkennt. Die Untersuchung ist noch nicht abgeschlossen. Da aber inzwischen einige Studenten ausgereist waren, mussten die rumänischen Behörden die Ämter in Finnland, Deutschland, Schweden und Großbritannien informieren.
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Genomanalysen, die in Großbritannien an Isolaten der Fälle 2, 3 und 4 durchgeführt wurden, haben bestätigt, dass die Erreger dieselbe Herkunft haben. Sie zeigen eine Resistenz gegen Isoniazid, Ethambutol, Pyrazinamid, Ciprofloxacin, Amikacin, Kanamycin, Prothionamid, Capreomycin, Moxifloxacin und Ofloxacin. Empfindlich reagierten sie in den Tests lediglich auf Paraaminosalicylsäure und Linezolid.
Das European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) rechnet in einer ersten Einschätzung damit, dass weitere Erkrankungen auftreten könnten. © rme/aerzteblatt.de

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