Medizin
Studie: Protein aus Darmparasiten könnte Asthma heilen
Montag, 31. Oktober 2016
Cairns – Tropenmediziner wollen das allergische Asthma bronchiale durch die Behandlung mit einem Protein eines Darmparasiten heilen, der in Ländern verbreitet ist, in denen Allergien selten sind. Ihre Behandlungsergebnisse an Mäusen in Science Translational Medicine (2016; 8: 362ra143) sind vielversprechend.
Seit längerem wird vermutet, dass Darmparasiten vor Allergien schützen: So erkranken Kinder aus ländlichen Regionen Äthiopiens, die sich frühzeitig mit dem Hakenwurm Necator americanus infizieren, deutlich seltener als ihre Altersgenossen in den Städten des Landes, in denen Darmparasiten seltener sind. Und eine Folge der erfolgreichen „Entwurmung“ von Kindern in Venezuela oder Gabun war ein Anstieg allergischer Erkrankungen.
Eine logische Konsequenz wäre, Kinder in reicheren Ländern vorbeugend mit Parasiten zu infizieren. Dies ist in den letzten Jahren in kleineren Studien tatsächlich untersucht worden. Die Cochrane Collaboration wertete 2012 fünf Studien aus, kam aufgrund der geringen Teilnehmerzahl jedoch zu keinem eindeutigen Ergebnis. Größere Studien sind nicht zu erwarten. Der Vorschlag, Kinder absichtlich mit Helminthen zu infizieren, dürfte von den meisten Ethikkommissionen zurückgewiesen werden.
Eine probiotische Behandlung mit einzelnen Bestandteilen der Parasiten könnte das Akzeptanzproblem lösen. Ein Team um Alex Loukas von der James Cook Universität in Cairns/Australien schlägt die Verwendung des anti-inflammatorischen Proteins 2 (AIP 2) vor, das von dem Hakenwurm Ancylostoma caninum im Darm freigesetzt wird. Die Forscher isolierten das Gen von AIP 2 und ließen das Protein für ihre Versuche von rekombinanten Hefezellen produzieren.
Für die Experimente wurden Mäuse zunächst mit Hühnereiweiß sensibilisiert, was eine dauerhafte Allergiebereitschaft erzeugt. Die anschließende Behandlung mit AIP 2 konnte die Entwicklung einer Allergie jedoch verhindern. Die Schutzwirkung scheint auf eine veränderte Verarbeitung des Antigens im Lymphgewebe des Darms zustande zu kommen. Dort werden unter dem Einfluss von AIP 2 vermehrt regulatorische T-Zellen gebildet, die eine überschießende allergische Reaktion auf Antigene verhindern.
Experimente an menschlichen Abwehrzellen zeigen, dass AIP 2 auch beim Menschen eine Schutzwirkung entfalten könnte. Ob dies tatsächlich der Fall ist, können nur klinische Studien zeigen. © rme/aerzteblatt.de

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