Politik
Innovationsfonds: Drei Projekte gehen nach Hamburg
Dienstag, 1. November 2016
Berlin/Hamburg – Am Freitag hat der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) die Antragsteller informiert, die über den Innovationsfonds gefördert werden sollen. Bislang waren die Details zu den geförderten Projekten unter Verschluss. Nun ist Hamburg vorgeprescht und hat die ersten drei Projekte öffentlich gemacht. Offizielle Förderbescheide gibt es aber noch nicht. Wie die Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz mitteilte, wurden vom G-BA Fördermittel in Höhe von über 22 Millionen Euro angekündigt. Damit würden insgesamt rund zehn Prozent des bundesweiten Fördervolumens von 225 Millionen Euro nach Hamburg fließen.
„Es ist ein großer Erfolg für Hamburg, dass alle von der Landeskonferenz unterstützten Projekte eine Förderung erhalten sollen“, sagte Hamburgs Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD). Es brauche innovative Projekte, um auch in Zukunft die bestmögliche gesundheitliche Versorgung für die Menschen in der Stadt und im Umland sicherstellen zu können.
Die Hamburger Landeskonferenz Versorgung hatte drei Projekte zur besseren gesundheitlichen Versorgung für eine Finanzierung aus dem Innovationsfonds auf Bundesebene vorgeschlagen. Im Rahmen des ersten Projektes „Gesundheitsfördernde Stadtteilentwicklung in Billstedt und Horn“, das mit rund 6,3 Millionen Euro gefördert werden soll, sollen in den beiden Stadtteilen ein innovatives Versorgungsmanagement aufgebaut, Gesundheitsförderung und Prävention etabliert, Ärzte entlastet und die ambulante wohnortnahe Versorgung gestärkt werden.
In Billstedt und Horn leben viele Menschen mit unterdurchschnittlichem Einkommen, der Anteil der Sozialhilfeempfänger und der Anteil von Migranten ist groß. Gleichzeitig ist der medizinische Versorgungsgrad niedriger als in anderen Stadtteilen. Um die Situation zu verbessern, sollen im Rahmen des Projektes niedergelassene Ärzte, Krankenhäuser und Krankenkassen, soziale Einrichtungen sowie weitere Akteure aus dem Gesundheitswesen zusammenarbeiten, um den Gesundheitsstatus der Menschen durch eine höhere Versorgungsqualität, eine wohnortnahe Versorgung sowie eine stärkere Vernetzung zu verbessern. Das Projekt wird unter anderem getragen vom Ärztenetz Billstedt-Horn, der Stadtteilklinik Mümmelmannsberg, der OptiMedis AG, dem NAV-Virchowbund und der AOK Rheinland/Hamburg.
Das zweite Projekt, das die Unterstützung in Höhe von 8,9 Millionen Euro gefunden hat, ist das „NetzWerk LebenPlus“ (NWLP). Das Vorhaben, das als Pilotprojekt im Bezirk Eimsbüttel geplant ist, soll Menschen im hohen Alter und bei Pflegebedürftigkeit ein möglichst selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden ermöglichen.
Durch die Vernetzung von Hilfsangeboten sowie eine gezielte Beratung und Begleitung soll die ambulante Versorgung zuhause zu einer Alternative für ältere Menschen werden, die aufgrund ihrer gesundheitlichen Situation bislang vollstationäre Pflege benötigen und aus diesem Grund in eine Pflegeeinrichtung ziehen. Das Netzwerk soll auch pflegende Angehörige unterstützen und Wege zum Einsatz von technischen Assistenzsystemen erproben. Das Projekt wurde vom Albertinen-Krankenhaus und der Techniker Krankenkasse beantragt.
Das ebenfalls für eine Förderung – in angekündigter Höhe von 6,8 Millionen Euro – ausgewählte Projekt, „Modell der sektorenübergreifend-koordinierten, schweregrad-gestuften Versorgung psychischer Erkrankungen“ (Recover) hat das Ziel, die Versorgung für Menschen mit psychischen Erkrankungen zu verbessern.
Es geht unter anderem darum, Wartezeiten auf eine Behandlung zu verkürzen, ein sprach- und kultursensibles Angebot für Menschen mit Migrationshintergrund zu schaffen und neue Verknüpfungen ambulanter Versorgungsformen zu erproben, um stationäre Behandlungen möglichst zu vermeiden. Im Rahmen des Projektes sind beispielsweise Zentren für Diagnostik und Krisenintervention geplant, die eine sofortige Untersuchung anbieten und rund um die Uhr in akuten Krisenfällen Patienten betreuen.
Das Projekt ist als Vergleichsstudie angelegt und soll daher sowohl in Hamburg im Versorgungssektor des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) als einer großstädtischen Region wie auch in Itzehoe als einer ländlich-kleinstädtischen Region durchgeführt werden. An dem von Wissenschaftlern des UKE geleiteten Forschungskonsortium beteiligen sich neben mehreren UKE-Kliniken das Klinikum Itzehoe, die Verhaltenstherapie Falkenried MVZ GmbH, Minddistrict, 14 Therapie- und Forschungseinrichtungen sowie vier Krankenkassen, unter anderem die Barmer GEK.
Aus Mitteln des Innovationsfonds können neue gesundheitliche Versorgungsmodelle gefördert werden, die über die bestehende Regelversorgung hinausgehen und eine sektorenübergreifende Versorgung zum Ziel haben. Beantragt werden können Fördermittel aus dem Innovationsfonds beim Gemeinsamen Bundesausschuss. Dieser wurde vom Gesetzgeber damit beauftragt, über die Förderanträge zu beraten und zu entscheiden.
© may/EB/aerzteblatt.de

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