Politik
Personalvorgaben: Kliniken wollen längere Übergangsfrist für Frühgeborenenzentren
Dienstag, 1. November 2016
Mainz – Mehr als die Hälfte der Frühgeborenenzentren in Deutschland kann die Personalvorgaben des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA), die ab dem 1. Januar 2017 für bestimmte Fälle greifen sollen, nicht erfüllen. Das geht aus einer Umfrage des Deutschen Krankenhausinstituts im Auftrag der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) hervor. Die DKG will nun erreichen, dass die Übergangsfristen verlängert werden.
Die Richtlinie des G-BA sieht vor, dass die Perinatalzentren spätestens von 2017 an mehr und qualifizierteres Pflegepersonal einsetzen müssen. So sollten Fehler verhindert werden, die bei Frühchen lebensgefährlich sein oder zu einer Behinderung führen können. Unter anderem müssen die Perinatalzentren pro Schicht mindestens eine Pflegekraft mit der Fachweiterbildung Kinder-Intensivpflege einsetzen. Außerdem gilt für intensivtherapiepflichtige Frühgeborene unter 1.500 Gramm ein Pflegeschlüssel von 1:1.
Im Interview mit dem ARD-Politikmagazin Report Mainz sagte der Hauptgeschäftsführer der DKG, Georg Baum, es gebe das Personal noch nicht in ausreichender Zahl. „Und deshalb müssen wir eine Anpassung dieser Richtlinie diskutieren.“ Notwendig seien mehr Zeit und eine „Anpassung an die realistischen Möglichkeiten“.
Die Haltung stößt bei Patientenvertreter und mehrere Fachmedizinern auf Kritik. „Dass so viele Kliniken die Personalvorgaben nicht erfüllen, ist ein Unding. Sie sind seit Mitte 2013 bekannt, die Kliniken hatten also mehr als drei Jahre Zeit sie umzusetzen“, erklärte Ilona Köster-Steinebach, Patientenvertreterin beim G-BA, laut Vorabmeldung.
Der Leiter der Neonatologie der Uniklinik Tübingen, Christian Poets, sagte, es sei nicht akzeptabel, wenn eine von allen Seiten als notwendig erachtete Verbesserung der Versorgung immer weiter nach hinten verschoben werde. „Es geht hier um Kinderleben und da dürfen keine Kompromisse gemacht werden“, so Poets.
© kna/may/aerzteblatt.de

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