NewsMedizinHypertonie: Wie eine Elektro-Akupunktur den Blutdruck senken kann
Als E-Mail versenden...
Auf facebook teilen...
Twittern...
Drucken...

Medizin

Hypertonie: Wie eine Elektro-Akupunktur den Blutdruck senken kann

Mittwoch, 2. November 2016

dpa

Orange – Die Aktivierung natürlicher Opiate im Gehirn könnte erklären, warum eine Elektroakupunktur bei einigen Menschen mit stressbedingter Hypertonie den Blutdruck senkt. Dies zeigen tierexperimentelle Untersuchungen in Scientific Reports (2016; 6: 35791).

Für die meisten Menschen mit Hypertonie dürfte die Einnahme von Medikamenten die einfachste und eine heute in der Regel nebenwirkungsfreie Möglichkeit sein, ihren Blutdruck zu normalisieren. Dass auch eine Elektroakupunktur eine blutdrucksenkende Wirkung erzielen kann, konnten Forscher vom Susan Samueli Center for Integrative Medicine in Orange/Kalifornien im letzten Jahr in einer kleinen randomisierten Studie zeigen.

Vier erfahrene Akupunkteure hatten 65 Patienten mit mildem oder mittelgradigem Bluthochdruck behandelt, die für die Studie ihre Medikamente abgesetzt hatten. Bei der Hälfte der Patienten wurden die Punkte Neiguan und Jianshi des perikardialen Meridians sowie die Punkte Zusanli und Shangjux des Magenmeridians genadelt und mit einem schwachen Strom (1-2mA) stimuliert. Bei den anderen Patienten wählten die Akupunkteure Punkte, die von der traditionellen chinesischen Medizin nicht mit dem Blutdruck in Verbindung gebracht wurden.

Wie das Team um Stephanie Tjen-A-Looi in Medical Acupuncture (2015; 27: 253-266) berichtete, kam es nach acht Elektroakupunkturen im Abstand von einer Woche bei 14 von 33 Patienten zu einem Abfall des systolischen Blutdrucks um 10 bis 12 mm Hg, der über mehrere Wochen anhielt. Bei diesen Patienten kam es zu einem Abfall der (ursprünglich erhöhten) Noradrenalin-Konzentration im Blut um 41 Prozent sowie zu einem Rückgang von Renin und Aldosteron. Dies ließ vermuten, dass die Elektro­akupunktur den Blutdruck über eine Hemmung des Sympathikotonus senkt.

Um den Wirkungsmechanismus zu klären, haben die Forscher die Behandlung jetzt bei Mäusen durchgeführt. Mäuse reagieren auf längere Kältereize hin mit einem Anstieg des Blutdrucks, der mit einer Aktivierung des sympathischen Nervensystems einher geht. Eine Akupunktur an den Punkten Zusanli und Shangjux konnten den Blutdruck wieder senken. Diese Wirkung ging, wie das Team um Zhi-Ling Guo jetzt berichtet, mit einer vermehrten Bildung von Preproenkephalin in der rostralen ventrolateralen Medulla oblongata einher.

In dieser Region des verlängerten Rückenmarks befindet sich der zentrale Regulator des Blutdrucks. Preproenkephalin ist ein Vorläufermolekül von Enkephalin, das zu den endogenen Opiaten gehört. Dies lässt vermuten, dass die vermehrte Bildung von Enkephalin in der Steuerzentrale für die Wirkung der Elektroakupunktur verantwortlich ist. Tatsächlich verhinderte die Injektion des Opioid-Antagonisten Naloxon die Wirkung der Elektroakupunktur. Der Blutdruck der Tiere stieg wieder an. Die Infektion eines Opiat-Agonisten verstärkte dagegen die Wirkung der Elektroakupunktur.

Die Studie erklärt einen Teil des Wirkungsmechanismus der Elektroakupunktur. Unklar bleibt noch, auf welche Weise die elektrischen Impulse in der Haut das Gehirn zur vermehrten Bildung von endogenen Opiaten anregt, die dann den Blutdruck senken. © rme/aerzteblatt.de

LNS
LNS LNS LNS

Fachgebiet

Stellenangebote

    Weitere...

    Archiv

    NEWSLETTER