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Ausland

WHO fordert besseren Schutz von Kindern vor versteckter Lebensmittelwerbung

Freitag, 4. November 2016

/dpa

Kopenhagen – Das WHO-Regionalbüro für Europa hat in einem aktuellen Bericht sofor­ti­ge Maßnahmen zum Schutz von Kindern vor der digitalen Vermarktung von Lebens­mit­teln gefordert. Wissenschaftler und Gesundheitsexperten hatten zuvor die Ausmaße der digitalen Vermarktung von Lebensmitteln mit hohem Fett-, Salz- und Zuckergehalt an Kinder in der Europäischen Region der WHO untersucht.

Die Regierungen der Länder hätten der Prävention der Adipositas im Kindesalter obers­te politische Priorität eingeräumt. „Trotzdem müssen wir ständig feststellen, dass unsere Kinder – die anfälligste Gruppe in unserer Gesellschaft – einer unendlichen Vielzahl von versteckten digitalen Methoden zur Werbung für Lebensmittel mit hohem Fett-, Zucker- und Salzgehalt ausgesetzt sind“, erklärte Zsuzsanna Jakab, WHO-Regionaldirektorin für Europa.

Die Eltern seien sich der schädlichen Wirkung digitaler Werbung nicht bewusst. Die Po­li­tik sei nun in der Pflicht, diese neue Bedrohung durch digitale Lebensmittelwerbung für Kinder zu erkennen und zügig darauf zu reagieren, so Jakab.

Den Wissenschaftlern zufolge ist Lebensmittelwerbung als ein wesentlicher Beitrag zu einem „adipogenen Umfeld“ anerkannt. Es gebe übereinstimmende Belege dafür, dass Lebensmittelwerbung die Präferenzen und Wünsche von Kindern in Bezug auf Lebens­mittel beeinflusst, ihre Ernährungsgewohnheiten prägt und ihr Risiko einer Erkrankung an Adipositas erhöht.

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Das WHO-Regionalbüro für Europa kritisiert, dass Kinder aufgrund des Mangels einer wirksamen Regulierung der digitalen Medien in vielen Ländern in zunehmendem Maße stark suggestiven und individuell zugeschnittenen Werbepraktiken ausgesetzt sind. Die­ser Trend halte an, obwohl es nahezu in allen Teilen der Europäischen Region dauerhaft hohe Raten an Adipositas im Kindesalter gibt.

„Über 60 Prozent der Kinder, die vor Be­ginn der Pubertät übergewichtig sind, werden auch im frühen Erwachsenenalter über­gewichtig sein, und in der Europäischen Region leiden schon geschätzt 25 Prozent der Kinder im schulpflichtigen Alter an Übergewicht oder Adipositas“, erklärte Gauden Galea, Direktor der Abteilung Nichtübertragbare Krankheiten und Gesundheitsförderung im gesamten Lebensverlauf beim WHO-Regionalbüro für Europa.

Das verheiße nichts Gutes für die Zukunft. „Wenn man es der Werbebranche und der Lebensmittelindustrie erlaubt, auf unzureichend regulierten digitalen Plattformen Pro­duk­te mit hohem Fett-, Salz- und Zuckergehalt an Kinder zu vermarkten, dann kann dies enor­me gesundheitliche und ökonomische Folgen haben“, so Gauden.

Deshalb fordert das Regionalbüro, Kinder vor allen Formen von Werbung für Lebens­mittel mit hohem Fett-, Salz- und Zuckergehalt, auch über die digitalen Medien, besser zu schützen.

Deutsche medizinische Fachgesellschaften, Deutsche Diabetes-Hilfe und food­watch for­derten Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe sowie Bundesernährungs­minister Christian Schmidt bereits 2015 dazu auf, an Kinder gerichtetes Marketing nur noch für Lebensmittel zu erlauben, die den WHO-Kriterien entsprechen.

© hil/sb/aerzteblatt.de

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