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Ärzteschaft

Reinhardt: „Die Einzelpraxis ist nicht das Modell der Zukunft“

Freitag, 4. November 2016

Berlin – Der Vorsitzende des Hartmannbundes, Klaus Reinhardt, hat wirtschaftliche Sanktionen für Patienten gefordert, die von sich aus die Notaufnahme in einem Krankenhaus aufsuchen. „Solange Patienten ohne jede Form von Sanktionen in die Notaufnahmen der Krankenhäuser gehen können, wird sich an der aktuellen Situation nichts ändern“, sagte er auf der Hauptversammlung seines Verbandes am Freitag in Berlin.

Derzeit werde darüber diskutiert, ob zuerst bessere Strukturen für die Notfallpatienten geschaffen oder gleich wirtschaftliche Sanktionen beschlossen werden sollten. „Ich bin dafür, beides in einem Schwung zu tun“, sagte Reinhardt. „Wir haben dieses Problem ja schon in den Praxen. Der Zugang zu Fach- und Hausärzten ist in Deutschland extrem niedrigschwellig. Es gibt Patienten, die zu zwei bis drei Ärzten derselben Fachrichtung gehen. Und das sind keine Einzelfälle.“

Zudem rief Reinhardt dazu auf, jungen Ärztinnen und Ärzten nicht das Bild zu vermitteln, Ärzten gehe es wirtschaftlich schlecht. „Die Einzelpraxis ist nicht das Modell der Zukunft“, sagte er zunächst. „Das ist ein Modell, an dem wir nicht festhalten sollten.“ Ärzte hätten Probleme, ihre Haus- und Facharztpraxen auf dem Land zu verkaufen, da sie keinen Marktwert mehr hätten. „Die jungen Kollegen wollen nicht mehr von morgens bis abends alleine arbeiten, ohne sich mal austauschen oder auch mal Luft ablassen zu können“, sagte Reinhardt.

„Viele sagen auch, dass sie keine wirtschaftliche Selbstständigkeit wollen. Das liegt auch daran, dass wir ihnen immer vorjammern, wie schlecht es uns geht. Alle meinen, man könne politisch nur etwas bewegen, wenn man laut das Lied der ärztlichen Verarmung singt. Aber ich singe es nicht mehr mit und ich bitte diesen Verband, es auch nicht mehr mitzusingen.“ Schließlich gehe es den Ärzten wirtschaftlich durchaus gut.

In seiner Rede ließ Reinhardt auch die Gesetzgebungsverfahren der aktuellen Legislaturperiode Revue passieren, unter anderem das Versorgungsstärkungsgesetz, mit dem die Regierung Anreize für eine Niederlassung in unterversorgten Gebieten schaffen wollte. „Ich habe den Eindruck, das Versorgungsstärkungsgesetz hat nicht so viel gebracht“, meinte Reinhardt. „Es wird auch nicht viel bringen. Die Politik glaubt, dass die Gesellschaft durch Gesetze beeinflusst werden kann. Aber so ist das Leben nicht. Es gibt Trends, die sich nicht durch Gesetze beeinflussen lassen.“

Schließlich sollten Ärzte gelassener mit dem Thema Substitution ärztlicher Leistungen durch andere Gesundheitsberufe umgehen. „Ich höre immer: Substitution darf es auf keinen Fall geben“, sagte Reinhardt. „Ich habe keine Angst davor, dass wir Ärzte substituiert werden. Am Schluss kommen sie doch alle immer zu uns. Ich rate den Ärzten, gelassener mit diesem Thema umzugehen.“ Umfragen des Hartmannbundes hätten übrigens gezeigt, dass Ärzte umso offener mit dem Thema Substitution umgingen, je jünger sie seien. © fos/aerzteblatt.de

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