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Medizin

Malaria: Forscher klären Ursache für Piperaquin-Resistenz

Montag, 7. November 2016

Paris/Cambridge – Zwei Forscherteams haben unabhängig voneinander einen Test entwickelt, mit dem sich eine Resistenz von Plasmodium falciparum auf Piperaquin feststellen lässt, die im Mekong-Delta zunehmend Probleme bereitet. Nach den in Lancet Infectious Diseases (2016; doi: 10.1016/S1473-3099(16)30409-1 und 30415-7) vorgestellten Ergebnissen könnte jedoch ein älteres Malaria-Mittel wieder wirksam sein und – vorerst? – eine Katastrophe verhindern.

In den letzten Jahren haben sich im Mekong-Delta P. falciparum-Stämme ausgebreitet, die gegen Artemisinin resistent sind. Da die Patienten im Rahmen der artemisininbasierten Therapie einen zweiten Wirkstoff erhalten, konnte die Malaria bei den meisten Patienten dennoch geheilt werden.

Der zweite Wirkstoff ist in den betroffenen Regionen seit 2008 Piperaquin. Seit einiger Zeit gibt es jedoch Malaria-Erreger, die auch gegen Piperaquin resistent sind. In einigen Regionen soll die Behandlung in bis zu 60 Prozent der Fälle versagen. Während die Artemisinin-Resistenz heute anhand einer Mutation im Gen Kelch13 nachgewiesen werden kann, fehlt bisher ein entsprechender Test für Piperaquin. Dies führt häufig zu einer erheblichen Verzögerung der Therapie.

Zwei Forscherteams ist es jetzt gelungen, die Grundlage für einen Test zu finden. Roberto Amato vom Sanger Institute in Hinxton bei Cambridge in England und Mitarbeiter untersuchten das Erbgut von 297 P. falciparum-Isolaten an 11.630 Stellen. Außerdem ermittelten sie die Zahl der Kopien von 43 Genen.

Das Team um Benoit Witkowski vom Institut Pasteur in Paris sequenzierte das Exom von 31 Parasiten. Beide Teams entdeckten, dass bei den resistenten Erregern die Zahl der Kopien der Gene Plasmepsin 2 und Plasmepsin 3 erhöht war. Mit diesen Enzymen können die Parasiten das Hämoglobin in den Zellen abbauen, was die Vermehrung in den Erythrozyten erleichtert. Die Gen-Amplifikation könnte deshalb der Grund für die Resistenz sein. Amato entdeckte noch ein weiteres Gen, exo-E415G, das ebenfalls ein Enzym kodiert, dessen Bedeutung für die Resistenzentwicklung jedoch unklar ist.

Interessanterweise hatten viele Parasiten mit der Gen-Amplifikation in den Genen für Plasmepsin 2/3 nur eine Kopie des Gens mdr1. Eine Amplifikation von mdr1 ist die Ursache für eine Mefloquin-Resistenz. Ihr Fehlen könnte anzeigen, dass Mefloquin, das seit 2008 im Mekong-Delta nicht mehr als Mittel der ersten Wahl gilt, wieder wirksam ist. Möglicherweise könnte es Piperaquin als Partner von Artemisinin in der Malaria-Behandlung ersetzen. Die neuen Tests könnten deshalb dazu beitragen, eine weitere Ausbreitung der Resistenz zu vermeiden. © rme/aerzteblatt.de

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