Politik
Tabakwerbeverbot spaltet Unionsfraktion
Montag, 7. November 2016
Berlin – Mit einem Schreiben an die 310 Mitglieder der CDU/CSU-Bundestagsfraktion wollen Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU), Ernährungsminister Christian Schmidt und die Drogenbeauftragte Marlene Mortler (beide CSU) den von der Bundesregierung verabschiedeten Gesetzentwurf zur Änderung des Tabakerzeugnisgesetzes noch retten.
Die neue Regelung, die Tabakwerbung auf Plakaten und Litfaßsäulen verbieten und im Kino nur noch vor Filmen ab 18 Jahren erlauben soll, hat das Bundeskabinett längst beschlossen. Im Juli sollte der Bundestag darüber abstimmen. Doch dazu kam es nicht. Auf Initiative von CDU und CSU wurde der fertige Gesetzentwurf seinerzeit von der Tagesordnung genommen.
Gröhe, Schmidt und Mortler warnen in ihrem Schreiben nun vor den fatalen Folgen, die eine Ablehnung des Gesetzentwurfes hätte. „Kinder und Jugendliche können der Tabakwerbung auf Plakaten im öffentlichen Raum nicht ausweichen.“ Es gehe „nicht um einen Freiheitsverlust – im Gegenteil“, schreiben die Minister und die Drogenbeauftragte. Verboten werde nicht das Rauchen als solches. Das stehe „auch in Zukunft jedem frei“.
Das geplante Gesetz stärke vielmehr „die Freiheit, unbeeinflusst von Werbung eine autonome Entscheidung über den Griff zur Zigarette zu treffen“. Es schütze Minderjährige. Keineswegs schade es der Wirtschaft: „Rauchen verursacht volkswirtschaftliche Kosten von 78 Milliarden Euro im Jahr, bei Tabaksteuereinnahmen von 14 Milliarden Euro.“ Der direkte Schaden für das Gesundheitssystem lag 2015 bei 25 Milliarden Euro. Indirekte Kosten – Arbeitsunfähigkeit, Pflege, Reha, frühzeitiger Tod – häuften sich auf 53 Milliarden an.
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Unterdessen forderte die Vizepräsidentin der Bundesärztekammer und Präsidentin der Ärztekammer Niedersachsen (ÄKN) Martina Wenker anlässlich des Welt-COPD-Tags am 9. November mehr Konsequenz bei der Prävention von Lungenkrankheiten. Besonders wichtig für die Prävention sei die Aufklärung von Kindern und Jugendlichen über die Risiken des Inhalierens von Rauchprodukten. Nicht zielführend sei es, dass in Deutschland noch immer auf Außenflächen und in Kinos für Tabakprodukte geworben werden dürfe, denn gerade Kinder und Jugendliche seien empfänglich für diese Signale der Werbewirtschaft.
Die Lungenfachärztin wies darauf hin, dass in allen anderen Mitgliedsländern der Europäischen Union das Tabakwerbeverbot umfassender sei. Daher sei es an der Zeit, dass Deutschland nachziehe. „Es gilt jetzt, den bereits vorliegenden Regierungsentwurf zur entsprechenden Änderung des Tabakerzeugnisgesetzes möglichst umgehend zu beraten und positiv zu bescheiden“, forderte Wenker. © may/EB/aerzteblatt.de

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