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Medizin

Mammafrühkarzinom: Studie findet keine Vorteile durch maßgeschneiderte Chemotherapie

Mittwoch, 9. November 2016

dpa

Stockholm – Die Behandlungsergebnisse beim Mammakarzinom sind mittlerweile so gut, dass weitere Verbesserungen sich nur schwer belegen lassen. Diese Erfahrung musste auch eine ambitionierte Studie aus Schweden, Österreich und Deutschland erfahren, die jetzt im amerikanischen Ärzteblatt (JAMA 2016; 316: 1888-1896) veröffentlicht wurde.

An der PANTHER-Studie (Pan European Tailored Chemotherapy) hatten in den drei Ländern an 86 Zentren 2.017 Frauen mit einem Mammafrühkarzinom und erhöhtem Rezidiv-Risiko teilgenommen. Der entfernte Tumor war entweder größer als 2 Zenti­meter, oder bei kleineren Tumoren waren bei der Ausräumung der Achselhöhle eine oder mehrere Mikrometastasen (nicht größer als 0,2 Millimeter) gefunden worden.

Die Hälfte der Frauen erhielt eine Standard-Chemotherapie. In der Studie bestand sie aus drei Zyklen Fluorouracil, Epirubicin und Cyclophosphamid (FEC), die in einem dreiwöchigen Abstand verabreicht werden. Nach einer dreiwöchigen Pause folgen drei weitere Zyklen mit Docetaxel.

Die PANTHER-Studie wollte klären, ob eine dosisintensive Therapie die Ergebnisse verbessert. Statt drei erhielten die Frauen vier Zyklen mit Epirubicin und Cyclophos­phamid (aber ohne Fluorouracil). Der Abstand zwischen den Zyklen betrug nur zwei statt drei Wochen. Nach einer nur einwöchigen Pause folgten vier (statt drei) Zyklen Doxorubicin. Auch hier wurde die Pause zwischen den Zyklen von drei auf zwei Wochen verkürzt. Um die Behandlung verträglicher zu machen, wurde die Dosis an die Entwicklung der Leukozyten und Thrombozyten bei den regelmäßigen Laborkontrollen angepasst.

Primärer Endpunkt war ein Überleben ohne Brustkrebs-Rezidiv (breast cancer recurrence–free survival, BCRFS), das nach etwa fünf Jahren häufig einer Heilung gleichzusetzen ist. Das Team um Jonas Bergh vom Karolinska Institut war davon ausgegangen, dass unter der Standardtherapie nur 70 Prozent der Patientinnen dieses Ziel erreichen.

Die Auswertung nach median 5,3 Jahren ergab dann jedoch bei 85,0 Prozent ein BCRFS. Dieses Ergebnis wurde von der angepassten dosisdichten Chemotherapie mit 88,7 Prozent zwar noch übertroffen. Die Hazard Ratio von 0,79 verfehlte jedoch mit einem 95-Prozent-Konfidenzintervall von 0,61 bis 1,01 das Signifikanzniveau.

Auch beim Gesamtüberleben war kein signifikanter Unterschied erkennbar: Fünf Jahre nach der Standard-Chemotherapie lebten noch 90,2 Prozent der Patientinnen. Nach der angepassten dosisdichten Chemotherapie waren es 92,1 Prozent. Die Hazard Ratio von 0,77 (0,57-1,05) war ebenfalls nicht signifikant.

Ein signifikanter Vorteil wurde nur bei ereignisfreiem Überleben gefunden. In diesem Endpunkt darf es weder zu einem Rezidiv, noch zu einem kontralateralen Brustkrebs, einer anderen Krebserkrankung oder zum Tod gekommen sein. Dieses Ziel erreichten nach Standard-Chemotherapie 82,1 Prozent und nach angepasster dosisdichten Chemotherapie 86,7 Prozent der Patientinnen. Bergh errechnet eine Hazard Ratio 0,79 mit einem 95-Prozent-Konfidenzintervall von 0,63 bis 0,99.

Den marginalen (und weitgehend unbewiesenen) Vorteilen der angepassten dosisdichten Chemotherapie stand eine deutlich höhere Toxizität gegenüber. Nicht-hämatologische Nebenwirkungen vom Grad 3 oder 4 wurden bei 53 Prozent der Patientinnen gefunden gegenüber 37 Prozent in der Kontrollgruppe. Nach Einschätzung von Bergh sollte die angepasste dosisdichte Chemotherapie deshalb nur ausgewählten Patientinnen angeboten werden. Eine Subgruppen-Analyse der Studie lieferte allerdings keine Hinweise darauf, welche Patientinnen dies sein könnten. © rme/aerzteblatt.de

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