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Der Roboter im OP-Saal: Medizin im Zeichen großer Umwälzungen

Montag, 14. November 2016

Roboterassistent zur Platzierung einer Interventionsnadel. /Foto: Messe Düsseldorf, ctillmann

Düsseldorf – Ein Roboterarm hilft bei einer Gewebeprobe-Entnahme oder beim Entfer­nen eines Tumors. Robotische Systeme unterstützen Mediziner und nutzen Patienten. Was schon geht und wie die Zukunft aussehen könnte, zeigt sich zum heutigen Start der weltgröß­ten Medizinmesse Medica.

Das Mensch-Maschine-Team steht bei der weltgrößten Medizinmesse mit im Fokus. Die Messe Düsseldorf weist auf einen „feinfühligen Roboter“ hin, der Injektionen setzten kann oder auch auf einen robotischen „Wurm“. Der bohrt um die Ecke und soll minimal-invasiv schon bald bei einem Innenohr-Tumor zum Einsatz kommen. Einiges, was nach Zukunftsmusik klingt, ist schon Realität. Kliniken modernisieren derzeit ihre OP-Säle und lassen öfters auch Roboter-Assistenzsysteme einziehen, schildert die Deutsche Gesell­schaft für Innere Medizin.

„Roboterassistierte Systeme spielen schon länger eine Rolle“, sagte Klaus-Peter Jüne­mann, Direktor des Universitätsklinikums Kiel. Hochpräzisionsroboter nutze man, um Rönt­genstrahlen exakt auf das zu bestrahlende Gebiet zu richten. Die Urologie, aber auch die Neurochirurgie, setzten zunehmend auf roboterunterstützte Eingriffe. Roboter müsse man in Einheit mit computergestützten Systemen und Computeranimationen sehen. „Das wird die Medizin nachhaltig verändern“, ist der Urologe überzeugt. „Operati­onen in Hohlräumen, im Bauch- oder Brustraum, werden sukzessive nicht mehr offen durchgeführt, sondern künftig nur noch minimalinvasiv mit robotergesteuerten Syste­men.“

Der Chirurg sitzt dabei einige Meter vom OP-Tisch entfernt an einer Konsole und steuert damit via Roboterarm die Mini-Instrumente im Körper des Patienten. Er bewegt so Sche­re oder Nadel. Dabei kann er mit extrem hoher Beweglichkeit vorgehen und auf Basis drei­dimensionaler Bilder, die ihm eine Spezialkamera liefert. Das alles ist bis zu zehn­fach vergrößert. „Sie haben den Eindruck, Sie stehen im Menschen“, sagt Jünemann. In mehr als 80 Kliniken werde mit diesem System schon gearbeitet. „Der Gewinn für die Patienten ist gewaltig.“ Da kaum noch aufge­schnit­t­en werde, sei Wundheilung fast kein Problem mehr, der Blutverlust gering, die Präzision enorm.

Die Zukunft heiße „augmented reality“ (erweiterte Realität), meint Jünemann: Das Diag­nosebild – etwa ein markierter Hirntumor – soll in das OP-Bild projiziert werden. „Der Operateur weiß dann ganz genau, wo der Tumor verborgen ist und entfernt ihn, ohne gesundes Gehirngewebe zu zerstören.“ Der Experte ist sicher: „Das kommt. Das ist in der Entwicklung.“ Weltweit erstmals werde in seiner Klinik nun – zunächst an Körper­spen­dern – auch in der Unfallchirurgie roboterunterstützt operieren.

Bernhard Kübler vom Robotik-Institut des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) erläuterte: „Unser großes Ziel ist, die Handhabung mittels roboterassistierter Sys­teme für den Chirurgen zu vereinfachen und damit das operative Spektrum drastisch zu erweitern.“ Sein DLR-Institut tüftelt seit 15 Jahren an diesen Systemen und sieht noch großes Potenzial.

„Aus robotischer Sicht sind auch spezialisierte Geräte denkbar, die Serviceaufgaben übernehmen, beispielsweise bei der Sterilisierung von OP-Instrumenten.“ Bereits im Ein­satz – nicht im Operationssaal, sondern auf den Stationen – seien Roboter als fahrer­lose Transportsysteme, die Essen ausgeben oder Tabletts abräumen und in die Klinik­küche fah­ren. Der Experte hebt die Vorteile für die Medizin hervor – die Schonung des Patien­ten und die erhöhte Präzision der Operationen. Und Kübler betont: „Der Arzt ist und bleibt derjenige, der operiert, nicht der Roboter.“

Gesundheits-Apps, intelligente Implantate und Prothesen im 3D-Druck – die Digitalisie­rung in der Medizin steht ebenfalls im Zentrum der Medica. Vier Tage präsentieren mehr als 5.000 Aussteller aus 70 Ländern Neuheiten für Pa­tienten, Kliniken und Arztpraxen. Parallel läuft die Zuliefermesse Compamed mit rund 750 Ausstellern. Die Veranstalter erwarten 130.000 Fachbesucher. © dpa/aerzteblatt.de

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