Politik
Brustkrebs: IQWiG findet Vorteile von Aromatasehemmern
Mittwoch, 16. November 2016
Köln – Patientinnen mit Brustkrebs im Frühstadium profitieren von einer Therapie mit Wirkstoffen aus der Klasse der Aromatasehemmer. Das ist das Ergebnis eines Abschlussberichtes, den das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) jetzt vorgelegt hat. Demnach zeigen die verfügbaren Daten für das frühe, nicht aber für das späte Stadium der Erkrankung Vorteile gegenüber Tamoxifen: Die Patientinnen überleben länger und Rezidive treten später auf. Beim fortgeschrittenen Brustkrebs ist die Datenlage dem Institut zufolge insgesamt deutlich schlechter.
Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hatte das IQWiG beauftragt, mehrere Vergleiche anzustellen: Zum einen sollte das Institut die Aromatasehemmer anderen Behandlungsoptionen, insbesondere dem Antiöstrogen Tamoxifen, gegenüberstellen. Zum anderen sollte es prüfen, ob sich die drei zugelassenen Wirkstoffe aus der Klasse der Aromatasehemmer (Anastrozol, Exemestan, Letrozol) in Hinblick auf Nutzen oder Schaden unterscheiden.
Insgesamt stellten die Wissenschaftler beim frühen Brustkrebs eine deutlich bessere Studienlage fest als beim späten: Zwölf der insgesamt 19 Studien, die das IQWiG in die Bewertung einbeziehen konnte, betreffen den frühen Brustkrebs. Erst im Juli 2015 wurden die Ergebnisse einer Studie mit über 4.000 Teilnehmerinnen publiziert, die zwei Aromatasehemmer (Letrozol, Anastrozol) verglich.
Beim späten Brustkrebs stellt sich die Datenlage deutlich schlechter dar. So wurden dem IQWiG zufolge einige Fragestellungen gar nicht untersucht und die Zahl der Teilnehmerinnen ist erheblich niedriger. Bemerkenswert sei auch, dass keine der Studien den Aspekt „gesundheitsbezogene Lebensqualität“ berücksichtige, verwiesen die Wissenschaftler.
Laut IQWiG sind beim frühen Brustkrebs Aromatasehemmer für fünf verschiedene Therapieregime zugelassen, bei zwei davon zeigen die Daten einen Zusatznutzen gegenüber Tamoxifen: Bei der Upfront-Therapie beginnen die Patientinnen die medikamentöse Therapie mit einem Aromatasehemmer. Bei der Switch-Therapie wechseln sie nach einer zwei- bis dreijährigen Vorbehandlung mit einem Aromatasehemmer auf ein Antiöstrogen.
Zugunsten der Aromatasehemmer fallen die Ergebnisse des Instituts bei drei Endpunkten aus: beim Gesamtüberleben, bei der Rezidivfreiheit sowie bei bestimmten Nebenwirkungen wie schwerwiegende unerwünschte Ereignisse. Andere Nebenwirkungen, insbesondere spezifische unerwünschte Ereignisse, treten laut Abschlussbericht je nach Wirkstoff teils häufiger, teils seltener auf, als bei Tamoxifen.
Bei der sogenannten erweiterten Therapie, bei der der einzige hier zugelassene Aromatasehemmer Letrozol nach Abschluss einer fünfjährigen Tamoxifen-Behandlung gegeben wird, fanden die Wissenschaftler einen Vorteil nur bei der Rezidivfreiheit. Dem stehen jedoch mehr Abbrüche wegen unerwünschter Ereignisse gegenüber.
zum Thema
Deutsches Ärzteblatt print
aerzteblatt.de
Für die neoadjuvante Therapie, bei der Aromatasehemmer der Operation vorgeschaltet werden, konnte das IQWiG keine Daten ermitteln. Auch für den Vergleich der Aromatasehemmer untereinander lagen dem Institut keine Daten vor. Bei der einzigen Studie, die Letrozol gegen Anastrozol testete, fanden die Wissenschaftler keine relevanten Unterschiede.
Beim fortgeschrittenen Brustkrebs konnte das IQWiG dagegen keinen Anhaltspunkt für einen Zusatznutzen finden. „Für keines der drei möglichen Therapieregime mit Aromatasehemmern beim späten Brustkrebs bietet einer der Wirkstoffe einen Vorteil“, heißt es in dem Abschlussbericht. Zwar gebe es in der Erstlinientherapie Daten, ein Zusatznutzen gegenüber Tamoxifen lasse sich aus ihnen jedoch nicht ableiten. Für die Zweitlinientherapie, also nach Vorbehandlung mit Antiöstrogenen, und für die Drittlinientherapie fehlen dem Institut zufolge relevante Studien. © hil/sb/aerzteblatt.de

Nachrichten zum Thema



Kommentare
Die Kommentarfunktion steht zur Zeit nicht zur Verfügung.