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Medizin

Virtuelle Realität: Dem ungeborenen Leben beim Wachsen zugucken

Montag, 21. November 2016

3D Virtual Model MRI eines Fetus im Alter von 26 Wochen /Radiological Society of North America 2016

Chicago/Rio de Janeiro – Schon bald könnten werdende Eltern ihr ungeborenes Kind bei der Entwicklung im Mutterleib beobachten. Dafür wandelt eine neue Technologie MRI und Ultraschalldaten in ein virtuelles 3D-Erlebnis um. Die aktuellen Forschungs­arbeiten dazu sowie Bilder präsentieren die Entwickler diese Woche beim Annual Meeting of the Radiological Society of North America (RSNA).

Immer dann, wenn Ultraschall kein ausreichend gutes Bild des Fetus liefert, können Ärzte auf Magnetresonanztomographie (MRT) zurückgreifen. Diese Technik ermöglicht eine hochaufgelöste und kontrastreiche Bildgebung. Basierend auf MRT haben Forscher aus Brasilien jetzt Virtual-Reality-3D-Modelle des Fetus im Mutterleib rekonstruiert. Die Konstruktion sei mit einem gewissen Aufwand verbunden, was in einigen Fällen mehrere Stunden in Anspruch nehmen könne, schätzt der Koautor Heron Werner Jr. vom Clínica de Diagnóstico por Imagem in Rio de Janeiro. Zudem benötige der Arzt die entsprechende Ausstattung: Eine Virtual-Reality-(VR-)Brille, ein Smart­phone, ein 3D-Ultraschall- und MRT-Gerät.

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„Das neue Modell könnte unser Verständnis der anatomischen Charakteristika des Fetus verbessern, in der Ausbildung zum Einsatz kommen oder Eltern einen Einblick gewähren”, sagt Werner. Der Arzt erhält zudem eine detaillierte Ansicht des Atmungs­traktes und könne Fehlbildung leichter bewerten. Bisher haben die Forscher die neue Technik bei 22 Feten einer Klinik in Rio de Janeiro angewendet, von denen zehn eine Fehlbildung hatten. Darunter waren Kinder mit Zwerchfellhernien oder Tumoren, aber auch Zwillinge, Drillinge und Vierlinge.

Die Betrachter bestimmen selbst durch Bewegungen des Kopfes, welchen Teil des Fetus sie aus welcher Perspektive ins Visier nehmen möchten. Über die VR-Brille (Oculus Rift 2 headset) tauchen sie in eine neue Umgebung ein, die dank des Ultra­schalls vom Herzschlag des Ungeborenen begleitet wird.

„Vergleichbare Techniken gibt es in der Neuronavigation, die ebenfalls in 3D und virtuell abläuft”, ergänzt Stefan Knecht, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und funktionelle Bildgebung. Trotzdem sei das beschriebene Projekt qualitativ anders. Denn es stelle ungeborenes Leben dar.

Die Gruppe um Werner hat auch bereits entsprechende nicht virtuelle, also konkrete Darstellungen per 3D-Drucker durchgeführt, die in Radiologia Brasileira publiziert wurden (2016; doi: 10.1590/0100-3984.2015.0100). „Das hat für viele Menschen sicherlich etwas Schauriges”, vermutet der Neurologe von der St. Mauritius Therapieklinik in Meerbusch. Der medizinische Mehrwert sei aber gegeben, wenn auch in begrenztem Maße, schätzt Knecht. Werner beschreibt den Nutzen der aktuellen Forschung wie folgt: „Wir gehen davon aus, dass 3D-Bilder die Diskussion zwischen verschiedenen Fachdisziplinen über einige Krankheitsbilder unterstützen und sie dabei helfen, Fehlbildungen zu bewerten.” © gie/aerzteblatt.de

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