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Medizin

Gebärmutter­halskrebs: Neuer Urintest für das Screening

Donnerstag, 24. November 2016

HPV /dpa

Baltimore – Ein neuer Urintest soll das Zervixkarzinom mit einer geringeren Fehlerrate diagnostizieren als herkömmliche Tests. Das neue an der Urinanalyse: Sie basiert nicht nur auf menschlicher DNA, sondern detektiert auch die DNA des Humanen Papilloma­virus (HPV) selbst. Die Proof-of-concept-Studie wurde in Cancer Prevention Research publiziert (2016; doi: 10.1158/1940-6207.CAPR-16-0138). Die Forscher der Johns Hopkins School of Medicine hoffen damit, die Zahl unnötiger Biopsien bei Verdacht auf Gebärmutterhalskrebs zu reduzieren.

Die Trefferquote ihrer Marker überprüften die Forscher zunächst für die Kombination von drei menschlichen Genen (FKBP6, INTS1, ZNF516) an 214 Gebärmutterzellproben von Frauen, die zuvor einen Pap-Test durchgeführt hatten. Die genetischen Marker identifizieren die sogenannten CIN-Grad-2-Läsionen (cervical intraepithelial neoplasia), die ein hohes Risiko bergen, sich zu Krebszellen zu entwickeln mit einer Sensitivität von 90 %.

Der Test, der die Promoter-Methylierung der menschlichen Gene detektierte, hatte eine Spezifität von 88,9 %. Es gelang den Forschern um Rafael Guerrero-Preston, einen weiteren Marker aus der Urinprobe zu extrahieren: das HPV-Gen (HPV16-L1). Die Diagnosegenauigkeit der 4-Gen-Kombination testeten sie bei 115 Frauen zur Bestäti­gung. Die Sensitivität steigerte sich auf 90,9 %, die Spezifität des Tests sank auf 60,9 %.

In Blut- und Urinproben lagen die Trefferquoten etwas schlechter als in Gewebeproben: Bluttest mit 85,7 % Sensitivität und 60,9 % Spezifität, Urintest mit 75 % Sensitivität und 83,3 % Spezifität.

Zwei andere Tests, die auf DNA-Markern basieren und letzten Sommer in Europa zugelassen wurden, schnitten etwas schlechter ab. Sie erreichten eine Sensitivität von 64 % bei der Identifikation ähnlicher Läsionen, vergleicht der Erstautor Guerrero-Preston von der Johns Hopkins University School of Medicine und Mitglied des Johns Hopkins Kimmel Cancer Center. Es handle sich hierbei um GynTect® zum Nachweis methylierter DNA-Regionen im Abstrichmaterial der Zervix und MDxHealth®.

Bisher wird zur Krebsfrüherkennung bei jeder Frau ein Zellabstrich vom Gebärmutter­hals, der Pap-Test, durchgeführt. „In Deutschland kann jede Frau ab dem 20. Lebens­jahr einmal jährlich kostenlos die Vorsorgeuntersuchung beim Gynäkologen in Anspruch nehmen“, erklärt Gerd-Henrik Griesser, Facharzt für Pathologie in Köln in einem Interview.

Cirka 98,5 % aller Untersuchungen seien unauffällig, sagt der Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Zytologie. Erkennt der Pathologe Zellveränderungen, wiederholt der Arzt in einem bestimmten Zeitintervall den Abstrich. Eventuell folgt auch eine Biopsie, um die Diagnose abzusichern. „Zusätzlich können Zusatzverfahren, wie etwa der HPV-Test, verschiedene Virustypen nachweisen“, berichtet Griesser. Seiner Meinung nach würde die Co-Testung die Vorsorge verbessern. „Hier wäre unter Berücksichtigung einer Kostenbegrenzung für das öffentliche Gesundheitswesen eine kombinierte zytologische Diagnostik plus HPV-Test in einem Abstand von drei Jahren denkbar.“

G-BA ändert Eckpunkte für zukünftiges Screening auf Gebärmutterhalskrebs
Der HPV-Test ist derzeit kein Teil der gesetzlichen Früherkennung. Allerdings ist eine Überprüfung der Screeningstrategie laut Beschluss des Gemeinsamen Bundes­ausschusses (G-BA) vom 15.9.2016 geplant. In der Pressemitteilung heißt es: Frauen ab dem Alter von 35 Jahren soll statt der derzeitigen jährlichen zytologischen Unter­suchung alle drei Jahre eine Kombinationsuntersuchung – bestehend aus einem Test auf genitale Infektionen mit humanen Papillomaviren (HPV) und einer zytologischen Untersuchung – angeboten werden.

Frauen im Alter zwischen 20 und 35 Jahren haben weiterhin Anspruch auf eine jährliche zytologische Untersuchung. Vorgesehen ist weiterhin, dass die Screening-Strategien inklusive Intervallen und Altersgrenzen nach einer mindestens sechsjährigen sogenannten Übergangsphase auf Änderungsbedarfe überprüft werden. © gie/aerzteblatt.de

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