Ärzteschaft
NAV-Virchow-Bund fordert Zusammenhalt in der Ärzteschaft
Freitag, 18. November 2016
Berlin - Angesichts der Entwicklungen im Gesundheitswesen in den kommenden Jahren sollten Haus- und Fachärzte gemeinsam die Grundversorgung der Patienten gerade auf dem Land übernehmen. Zusätzlich müsse mehr für die Niederlassung geworben werden. „Denn hier gibt es die flexiblen Arbeitszeiten, die sich die jungen Ärzte wünschen“, erklärte der Vorsitzende des NAV-Virchow-Bundes, Dirk Heinrich, auf der Bundeshauptversammlung seines Verbandes heute in Berlin.
Kürzlich hatte der NAV gemeinsam mit der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) im Ärztemonitor ermittelt, dass die Wochenarbeitszeit der befragten Ärzte bei 50,6 Stunden liegt und sich viele flexiblere Arbeitszeiten wünschen. Auch müssten aus seiner Sicht die Öffnung der Krankenhäuser an einigen Stellen als Chance begriffen werden. „Die niedergelassenen Ärzte müssen sich im Rahmen dieser aktuellen Krankenhausreform als Bestandteil sowohl der ambulanten als auch stationären Versorgung sehen“, so Heinrich. Allerdings dürfe die Öffnung der Kliniken nicht zur Einbahnstraße werden.
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Sorge bereite ihm die anhaltenden Querelen in der Kassenärztlichen Bundesvereinigung. Etwas mehr Hoffnung auf einen guten Ausgang hat Heinrich bei den Verhandlung zur Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) und hofft, dass hier bald ein „ärztlicher Vorschlag für die Legendierung und die Bewertung für die Verhandlungen mit der PKV vorgelegt werden kann.“
Positiv bewertete der Verband die Entwicklung der Ärztenetze. Derzeit gebe es 27 Mitgliedsnetze, die vor allem in Schleswig-Holstein und Westfalen-Lippe angesiedelt sind. Hier gebe es zukunftsorientierte KVen, betonte Veit Wambach, Vorsitzender des Vorstandes der Agentur deutscher Arztnetze und stellvertretender Bundesvorsitzende des NAV. Er rief die übrigen 15 KVen dazu auf, ihre Förderungspraxis zu ändern und die Entstehung der Netze zu fördern.
Auf der Bundeshauptversammlung diskutierten die Delegierten ebenso über die Digitalisierung des Gesundheitswesens. Gastredner Sascha Lobo, Blogger und Autor, appellierte dabei an die Ärzte, sich nicht von Internet-Unternehmen wie Google oder Apple die Analyse der Gesundheitsdaten aus der Hand nehmen zu lassen.
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„Die Datenströme könnten künftig am Arzt vorbei an Versicherungen oder anderen Interessierten geleitet“, sagte Lobo. Daher müsse es aus seiner Sicht schnell eine Debatte darüber geben, „welche Daten, Prozesse und Entscheidungen in die Hand der Ärzte gehören und hier klare rote Linien zeichnen.“ Denn viele der Internetkonzerne seien schon heute in Forschungen engagiert, die nicht viel mit der ärztlichen Ethik zu tun hätten, so Lobo.
Der NAV-Vorsitzende Heinrich appellierte an die gemeinsame Selbstverwaltung, hier die Diskussion zu bestimmen. Er rief auch die Kassen zu konstruktiven Gesprächen auf. © bee/aerzteblatt.de

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