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Politik

Deutschland scheitert bei der Masern-Ausrottung

Montag, 21. November 2016

/dpa

Berlin – Deutschland ist im vergangenen Jahr so weit von der Ausrottung der Masern ent­fernt gewesen, „wie lange nicht“. Das schreibt die Nationale Verifizierungs­kommis­sion Masern/Röteln am Robert Koch-Institut (RKI) in einem neuen Report an die Weltgesund­heitsorganisation WHO.

Die Kommission hat die Aufgabe, den Eliminationsprozess der Masern und Röteln in Deutschland zu begleiten und unter Berücksichtigung der von der WHO vorgegebenen Zielkriterien und Indikatoren zu bewerten. Sie hatte sich dafür im Juni 2016 zuletzt ge­troffen und den jetzt erschienenen Report vorbereitet.

2015 war danach ein Jahr großer Masernausbrüche. Gemeldet wurden 2.464 Fälle, im Jahr zuvor waren es 442. Die höchsten Fallzahlen wurden im Jahr 2015 aus Berlin (1.243), Sachsen (271), Thüringen (169), Bayern (164), Baden-Württemberg (111) und Brandenburg (101) übermittelt. Für eine Ausrottung der Masern hätte es weniger als ei­nen Fall pro eine Million Einwohner geben dürfen, also nur rund 80 Fälle oder weniger. Zum Vergleich: Der nordamerikanische Kontinent wurde Ende September laut Kommis­sion als frei von Masern erklärt.

Auch für die Zukunft malt das Gremium ein düsteres Bild: Sie könne „aufgrund der vor­lie­genden Daten nicht feststellen, dass das bestehende nationale gesundheits­politische Be­kenntnis zur Eliminierung der Masern und Röteln zu deutlichen Schritten hin zu einer Erreichung der Ziele geführt hat“, schreiben die Experten.

Laut Daten der Kassenärztlichen Vereinigungen aus dem Jahr 2014 sind deutschland­weit nur rund 87 Prozent der 15 Monate alten Kinder einmal und rund 71 Prozent der Zweijährigen zweimal gegen Masern und Röteln – und damit entsprechend den STIKO-Empfehlungen zeitgerecht – geimpft worden. Einen ersten Erkrankungsgipfel der Masern gebe es daher auch weiterhin bei den besonders vulnerablen unter zweijährigen Kin­dern. „Es muss noch deutlicher die Wichtigkeit einer zeitgerechten Impfung bei den unter Zweijährigen insbesondere an die Erziehungsberechtigten und an die Kinderärzte kommu­niziert werden“, schreibt die Kommission.

Sie merken in diesem Zusammenhang an, dass auch von niedergelassenen impfenden Ärzten und deren Mitarbeitern „dringend Daten bezüglich ihrer eigenen Immunität gegen Masern und Röteln benötigt werden, um bestehende Impflücken in dieser epidemiolo­gisch bedeutsamen Berufsgruppe schließen zu können“.

Die Masernelimination ist seit vielen Jahren erklärtes Ziel des Bundes und der Länder: Bereits im Juni 1998 hatte die Gesundheitsministerkonferenz der Länder (GMK) zu einem verstärkten Engagement aufgerufen, die Masernerkrankungen in Deutschland entschei­dend zu reduzieren. Im Nationalen Impfplan Deutschlands aus dem Jahr 2012 wurde das Ziel der Elimination der Masern und Röteln bestätigt und hervorgehoben, dass insbeson­dere die Akzeptanz der zweiten Masernimpfung erhöht werden müsse – offenbar ohne Erfolg.

Die Bundesärztekammer (BÄK) fordert daher eine Impfpflicht. „Wir brauchen eine besse­re Impfstrategie, zu der ich auch eine gute Aufklärung zähle. Um bestimmte, gefährliche Krankheiten wie beispielsweise die Masern zu bekämpfen, trete ich für eine bundesweite Impfpflicht für alle ein“, sagte deren Präsident Frank Ulrich Montgomery bereits im ver­gan­genen Jahr. Die Impfpflicht sei notwendig, damit die Gesellschaft insgesamt geschützt werde, so der BÄK-Präsident. © hil/aerzteblatt.de

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