Medizin
Neuer Ansatzpunkt für personalisierte Medizin bei rheumatoider Arthritis
Donnerstag, 24. November 2016
New Haven – Ein Inhibitor könnte vor allem jenen Patienten mit rheumatoider Arthritis (RA) helfen, die eine bestimmte Gen-Variante des MIF-Proteins exprimieren. Forscher der Yale Universität haben damit einen neuen Ansatzpunkt für personalisierte Medizin bei RA gefunden. Ihre Ergebnisse publizierten sie in Proceedings of the National Academy of Sciences (DOI: 10.1073/pnas.1612717113).
Ein neues Zielprotein konnten die Forscher um Richrad Bucala in Gelenkgewebe von RA-Patienten identifizieren: Die 'high expression Variante' von MIF, das steht für microphage migration inhibitory factor. Diese Variante ist dafür bekannt, in Zusammenhang mit der Gelenkabnutzung zu stehen.
Stellen Fibroblasten der Gelenkinnenhaut MIF in großen Mengen her, steigert das auch die Herstellung des MIF Rezeptors (CD44). Als Folge verändert sich die Struktur des Transmembranproteins, das im Krebsgewebe mitverantwortlich für die Tumorausbreitung gemacht wird. Bei RA-Patienten erklären sich die Forscher damit krebsähnliche Fähigkeiten rheumatoider Gelenke. Aktivierte synoviale Fibroblasten können von einem Gelenk zu einem anderen wandern, um den Gelenkknorpel zu zerstören.
Ein MIF-Inhibitor, den die Forscher bereits entwickelt haben, könnte daher in RA-Patienten zum Einsatz kommen, die zuvor positiv auf die high expression Variante des MIF-Gens getestet wurden.
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In Deutschland sind laut dem Verband der forschenden Arzneimittelhersteller (vfa) derzeit 49 personalisierte Medikamente zugelassen. Der Großteil davon wirkt bei verschiedenen Krebsarten, aber auch Mukoviszidose, Epilepsie und HIV stehen mittlerweile auf der Liste. Nicht vertreten sind bisher die entzündlichen Krankheiten aus dem rheumatischen Formenkreis.
Ulf Müller Ladner, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie schätzt, dass diese in naher Zukunft nicht auf der Liste auftauchen werden. „Aufgrund der polygenen Ursache aller entzündlich rheumatologischen Erkrankungen – insbesondere der RA – ist trotz oder gerade aufgrund der vielen Faktoren die Entwicklung eines Gen-assoziierten Medikaments in den kommenden Jahren sehr unwahrscheinlich“, sagt der Ärztliche Direktor am Lehrstuhl für Innere Medizin mit Schwerpunkt Rheumatologie der Justus-Liebig Universität Giessen. © gie/aerzteblatt.de

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