Medizin
Fettreiche Ernährung könnte psychische Erkrankungen begünstigen
Dienstag, 22. November 2016
Zürich – Eine besonders fettreiche Ernährung in der Jugend könnte auf biochemischer Ebene die Entwicklung von psychischen Erkrankungen fördern. Dies schließt eine Arbeitsgruppe der ETH Zürich und des INMED Institute in Marseille aus Versuchen an Mäusen. Die Forscher um Urs Meyer und Pascale Chavis berichten in Molecular Psychiatry über ihre Ergebnisse (2016; doi: 10.1038/mp.2016.193).
Übergewicht in der Adoleszenz kann psychische Erkrankungen begünstigen. Es ist laut den Autoren jedoch unklar, ob dies an den psychosozialen Folgen des Übergewichts liegt oder ob es auch auf molekularer Ebene einen entsprechenden Erklärungsansatz gibt.
In ihrer Studie fütterten die Forscher Mäuse mit fettreichem Futter, entweder kurz nach der Geburt oder in der Adoleszenz. Sie untersuchten die Veränderungen im Vorderhirn und präfrontalen Kortex, den Steuerzentralen von Affektkontrolle und Verhalten.
Die Wissenschaftler stellten fest, dass es durch die fettreiche Ernährung in den ersten vier Wochen nach der Geburt zu einer verminderten Ausschüttung von Reelin in den frontalen Hirnabschnitten kam. Das Protein steuert das Wachstum und die Differenzierung von Nervenzellen. Es trägt somit entscheidend zu der neuronalen Plastizität bei. Die verminderte Plastizität durch die niedrigen Reelinlevel zeigte sich auch bei den Mäusen. Die Veränderungen wurden bereits deutlich, bevor die Mäuse relevant an Gewicht zunahmen.
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Wenn die Forscher das Protein den Mäusen zusätzlich verabreichten, entwickelten sich die Gehirne regelrecht. Bei ausgewachsenen Tieren führte die fettreiche Ernährung hingegen nicht zu Veränderungen.
Die Forscher schließen aus den Ergebnissen, dass eine fettreiche Ernährung die neuronale Plastizität ungünstig beeinflussen kann. Ein Reelinmangel ist unter anderem bei Patienten mit Schizophrenie oder Alzheimer bekannt. Möglicherweise könnte eine fettreiche Ernährung in der Jugend das Risiko für diese Erkrankungen erhöhen, mutmaßen die Forscher. © hil/aerzteblatt.de

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