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Medizin

Epilepsie: Operationserfolg vorhersagen

Dienstag, 22. November 2016

/ Monika Torloxten pixelio.de

Bonn – Nicht bei jedem Epilepsiepatienten führt eine Operation zu einer Besserung oder gar Heilung. Ein internationales Forscherteam hat mit Hilfe der Diffusions Tensor Bildgebung zwei Gehirnregionen entschlüsselt, anhand derer sich die Erfolgsaussichten einer OP mit einer Trefferquote von 80 % vorhersagen lässt. Die Wissenschaftler stellen ihre Ergebnisse in Brain vor (DOI: 10.1093/brain/aww280).

Bei etwa 30 % der Epilepsie-Patienten bleiben Medikamente wirkungslos, insbesondere wenn der Ursprung der Epilepsie im Hippocampus liegt. „Eine chirurgische Entfernung des Anfallsherdes kann bei diesem Epilepsietyp zu einer nachhaltigen Besserung der Symptome oder gar Heilung führen“, berichtet Bernd Weber von der Bonner Uniklinik für Epileptologie. Voraussetzung für den Eingriff ist eine genaue Lokalisation des Anfallsherdes im Gehirn.

Trotzdem kommt es bei einigen Patienten mit Temporallappenepilepsie auch nach der Operation weiter zu Anfällen. Die Ursachen sind noch nicht vollständig verstanden. „Ein großer Fortschritt wäre eine Methode, um bereits vor der aufwendigen Operation besser einschätzen zu können, ob der Eingriff eine gute Aussicht auf Erfolg hat“, sagt Weber.

Diffusionsbildgebung macht Vorhersage möglich
In einem Kooperationsprojekt unter der Leitung von Simon S. Keller von der Universität Liverpool, der Medizinischen Hochschule South Carolina und des King´s College in London wurde unter Beteiligung der Uniklinik für Epileptologie in Bonn eine umfangreiche Studie mittels sogenannter Diffusions Tensor Bildgebung (DTI) durchgeführt. Mit Hilfe der Magnetresonanztomographie (MRT) wird dabei die Diffusionsbewegung von Wassermolekülen in Nervenfasern des Gehirns gemessen. Die faserartigen Fortsätze der Nervenzellen übertragen wie eine Art Stromleitung elektrische Impulse und übermitteln damit Informationen.

Das Forscherteam untersuchte mit der DTI insgesamt 43 Patienten mit Schläfen­lappenepilepsie vor und nach der Operation. Der Vergleich der Befunde mit gesunden Menschen, die ebenfalls mit dem Bildgebungsverfahren untersucht wurden, zeigte die Veränderungen in den Nervenfaserverbindungen der Epilepsiepatienten. Darüber hinaus konnten die Forscher beobachten, wie sich diese Leitungsbahnen durch den chirurgischen Eingriff veränderten.


Veränderungen in zwei Fasertrakten des Schläfenlappens scheinen dafür verantwortlich zu sein, ob es nach der Operation zu keinen epileptischen Anfällen mehr kommt: Dies war zum einen der sogenannte „Fornix“, ein mächtiger Faserzug, und zum anderen die Nervenfasern in der „parahippocampalen Region“ der anderen Hirnhälfte. Mit Hilfe der Diffusionsbildgebung konnten die Wissenschaftler in mehr als 80 % der Fälle vor der Operation einschätzen, ob der Eingriff Besserung bringt oder nicht. „Dies ist signifikant höher als bisherige Vorhersagemöglichkeiten“, sind sich die Forscher einig.

„Bisher ist die Vorhersagemöglichkeit des postoperativen Verlaufs mit Hilfe bildgebender Methoden wenig untersucht“, sagt Erstautor Keller. Diese Studie sei die erste, die eine detaillierte Analyse von Gewebeeigenschaften der Nervenfasern im Schläfenlappen mit Hilfe der Diffusionsbildgebung mit Hinblick auf die Vorhersagekraft des chirurgischen Erfolges durchführt.

„Auch wenn diese Untersuchung erste vielversprechende Resultate zeigt, ist der Einsatz in der klinischen Routine noch weiter entfernt“, sagt Weber. © EB/gie/aerzteblatt.de

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