Medizin
Lebensmittelallergien unterscheiden sich nach Ethnie
Mittwoch, 23. November 2016
Chicago – Allergien gegen Mais, Meeresfrüchte und Fisch kommen bei afro- und lateinamerikanischen Kindern häufiger vor als bei weißen Kindern. Zu diesem Ergebnis kamen Forscher vom Rush University Medical Center, nachdem sie mehr als 800 Kinder in den USA in ihren ersten 17 Lebensjahren beobachtet hatten. Hingegen machte nur ein Allergen weißen Kindern mehr zu schaffen als allen anderen Ethnien. Publiziert wurde die Studie im Journal of Allergy and Clinical Immunology: In Practice (DOI: 10.1016/j.jaip.2016.10.006).
„Im Vergleich zu weißen Kindern hatten afroamerikanische Kinder deutlich häufiger Asthma, Ekzeme sowie Allergien gegen Weizen, Soja, Mais, Fisch und Meeresfrüchte“, fasst Mahboobeh Mahdavinia vom Rush University Medical Center die Ergebnisse zusammen (Weizen: 23,2 versus 7,4 %). Vor allem die Weizenallergie könne zu einer finanziellen Belastung werden, da Weizenbrot bei den meisten amerikanischen Haushalten zur täglichen Mahlzeit gehört, erklärt die Autorin. Das würde auch die höheren Fallzahlen anaphylaktischer Reaktionen in der afroamerikanischen Bevölkerung und das häufigere Aufsuchen der Notaufnahmen erklären, führt Mahdavinia weiter aus.
Bei den lateinamerikanischen Kindern (spanisch sprechende Kinder) traten hingegen nur Allergien gegen Mais, Meeresfrüchte und Fisch häufiger auf als in der Vergleichsgruppe weißer Kinder (Mais: 15,1 versus 2,1 %). In den USA sind 8 % der Kinder von einer Lebensmittelallergie betroffen. Dass die Fallzahlen für Lebensmittelallergien in den letzten Jahren gestiegen sind, ist bekannt; die hier beobachteten Unterschiede zwischen ethnischen Minderheiten seien hingegen bisher weniger gut untersucht, äußert sich Mahdavinia.
Weiße Kinder überholten die anderen Ethnien nur bei einer einzigen Allergie, der gegen Nüsse, die auf Bäumen wachsen (tree nuts, 45,5% versus 18,5 / 25,3 %). Dazu zählen unter anderem Mandeln, Cashews oder Walnüsse. In allen Gruppen am häufigsten trat die Allergie gegen Erdnüsse auf (52 bis 65 %), einer Nuss, die unter der Erde wächst und zu der Familie der Hülsenfrüchtler gehört.
Versorgung beeinträchtigt
Mahdavinia untersuchte aber nicht nur die Häufigkeiten, sondern auch die Versorgungssituation. Afro- und Latein-amerikanische Kinder erhielten seltener als nicht-lateinamerikanische weiße Kinder Folgeuntersuchung eines Allergologen.
Etwa 35 % der Teilnehmer waren Afro-, 12 % Lateinamerikaner und etwas mehr als die Hälfte nicht-lateinamerikanische weiße Kinder. Unterstützung durch Medicaid, das amerikanische Gesundheitsfürsorgeprogramm, erhielten vor allem Lateinamerikaner (55 %), was auf ein geringes Einkommen schließen lässt. Bei den spanisch sprechenden Hispanics nahmen 18 % Medicaid in Anspruch, bei den weißen Kindern nur 11 %. © gie/aerzteblatt.de

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