Politik
AOK fordert mehr Transparenz bei der Arzneimittellieferung
Mittwoch, 23. November 2016
Stuttgart – Eine Meldepflicht für die Lagerbestände von Arzneimitteln und allgemein mehr Transparenz in der Lieferkette der Medikamente fordert die AOK Baden-Württemberg. Gleichzeitig tritt sie der Behauptung entgegen, Arzneimittelrabattverträge würden Versorgungsprobleme verursachen.
„Dass Teile der Pharmalobby immer wieder Vorurteile gegen Rabattverträge und damit gegen Wettbewerb schüren und sie zur Ursache von Lieferengpässen erklären, ist Heuchelei“, sagte der Vorstandsvorsitzende der AOK Baden-Württemberg und Verhandlungsführer der bundesweiten AOK-Arzneimittelrabattverträge Christopher Hermann.
Denn diese Verträge seien im Augenblick das einzige Instrument, um Lieferausfälle unter Sanktion zu stellen. Zum Umfang der Verträge gehörten auch Lieferkonditionen und Vertragsstrafen, die dann fällig würden, wenn Hersteller ihre Pflichten nicht erfüllten, so Hermann. „Deshalb sind unsere Rabattverträge der einzige Garant dafür, dass pharmazeutische Unternehmen stets ihr Möglichstes tun, um den deutschen Markt im benötigten Umfang zu beliefern“, so der Chef der AOK Baden-Württemberg.
Laut Herrmann lassen sich die Warenströme des Arzneimittelmarkts im Augenblick in ihrer ganzen Komplexität nicht durchschauen. An welcher Stelle der langen Lieferkette sich ein Problem ereignet habe, wenn am Ende eine Apotheke ein bestimmtes Medikament nicht bieten könne, sei „systematisch überhaupt nicht auszumachen“. „Wir empfehlen der Politik dringend die Einführung einer Dokumentations- und Meldepflicht für bestellte und für gelieferte Mengen von Medikamenten auf Hersteller-, Großhandels- und Apothekenebene“, so Hermann.
Online-Versandhäuser informierten ihre Kunden jederzeit, wo sich die Bestellung gerade befinde. Wieso sollte das die Arzneimittelbranche nicht mit ihren lebenswichtigen Produkten schaffen?“, fragt Hermann. Mit klaren gesetzlichen Regeln und der passenden technischen Infrastruktur lasse sich die Verfügbarkeit einer Arzneimittelpackung lückenlos nachvollziehen, argumentiert er.
Gesetzliche Regeln gegen Lieferengpässe bei Arzneimitteln haben auch Ärzteverbände in der Vergangenheit immer wieder gefordert. Es sei „absehbar, dass die Lieferengpässe bei Krebsmedikamenten Leben kosten werden. Der Gesetzgeber muss endlich handeln“, sagte beispielsweise Mathias Freund, geschäftsführender Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO), bereits im vergangenen Dezember.
Die Bundesregierung hatte in ihrer Antwort auf eine kleine Anfrage der Fraktion „Die Linke“ im Bundestag auf den sogenannten Pharmadialog hingewiesen. Darin sei beschlossen worden, ein „Jour Fixe“ einzurichten, um die Versorgungslage zu beobachten und zu bewerten. © hil/aerzteblatt.de

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