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Deutschland liegt beim Engagement gegen chronische Krankheiten zurück

Mittwoch, 23. November 2016

Berlin – Deutliche Kritik an der Präventionspolitik der Bundesregierung hat die Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK) geübt. Ihr gehören 17 wissenschaftlich-medizinische Fachgesellschaften, Verbände und Forschungseinrichtungen an. „In manchen Bereichen gehört Deutschland sogar zu den europäischen Schlusslichtern“, sagte der DANK-Sprecher Dietrich Garlichs. Die DANK-Experten fordern daher in einem Grundsatzpapier wirksame Maßnahmen gegen Tabakkonsum, schädlichen Alkohol­konsum sowie Übergewicht.

Die Allianz weist daraufhin, dass in Deutschland rund zwei Drittel aller Todesfälle auf chronische Erkrankungen wie Herzkreislauf- und Lungenkrankheiten, Krebs und Typ-2-Diabetes zurückzuführen sind. Hauptrisikofaktoren dafür sind bekanntlich Rauchen, hoher Alkoholkonsum, ausgeprägtes Übergewicht, ungesunde Ernährung und Bewe­gungs­mangel. „Wir brauchen gesellschaftliche Rahmenbedingungen, die diesen Risikofaktoren entgegenarbeiten und einen gesunden Lebensstil fördern“, fordert Garlichs.

Als Beispiel nennt DANK unter anderem das Verbot der Außenwerbung für Tabakpro­dukte. „Die Bundesregierung hat bereits einem Entwurf für die Abschaffung der Außen­werbung für Tabakprodukte zugestimmt“, erklärte Robert Loddenkemper von der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin. „Dass sie dafür seit Monaten die entscheidende Unterstützung aus dem Parlament nicht bekommt und das Vorhaben in unverantwortlicher Weise verzögert wird, ist nicht nur bedauerlich, sondern auch nicht nachzuvollziehen“, so Loddenkemper.

Politischer Widerstand rege sich auch gegen ein Verbot von an Kinder gerichtete Wer­bung für dickmachende Lebensmittel. „Dabei könnte eine solche Maßnahme langfristig den Anteil übergewichtiger Kinder um 25 Prozent senken, wie Untersuchungen belegen“, berichtet Manfred Müller, Sprecher des Kompetenznetzes Adipositas.

DANK fordert außerdem, in jeder Kita und Schule täglich mindestens eine Stunde Bewegung oder Sport verpflichtend einzuführen. Sinnvollerweise würde diese Vorgabe durch eine verbindliche Umsetzung der Qualitätsstandards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) für das Essen in Kitas und Schulen ergänzt. „In Deutschland ernähren sich nahezu 90 Prozent der Kinder und Jugendlichen nicht nach den Empfehlungen für eine gesunde Ernährung“, erläuterte Müller.

Eine Besteuerung für ungesunde Lebensmittel und Entlastungen für gesundes Essen ist ein weiterer Punkt auf der Forderungsliste der DANK: „Zahlreiche europäische Staaten – darunter Großbritannien, Frankreich, Ungarn und Portugal – haben inzwischen entspre­chende Abgaben oder Steuererhöhungen für ungesunde Produkte beschlossen, etwa das Vereinigte Königreich für stark gesüßte Getränke“, so Garlichs.

Das Thema Prävention spielte auch bei der Veranstaltung Diabetes@work in Berlin eine Rolle. Die Parteien im Bundestag sind dabei aber nicht einer Meinung. Martina Stamm-Fibich, Mitglied im Ausschuss für Gesundheit für die SDP, zeigte sich überzeugt, dass Präven­ti­on bereits im Kindesalter anfangen muss. „Es ist Aufgabe der Länder, zu ge­währ­leisten, dass Kindern in Kitas und im Kindergarten aktuelles Wissen über Ernährung und Be­we­gung vermittelt wird“, sagte sie gestern. Die Initiative setzt sich ein für eine ge­sunde Ar­beitswelt.

Kordula Schulz-Asche, Mitglied im Ausschuss für Gesundheit für Bündnis 90/Die Grünen, hingegen setzt auf die Eigeninitiative der Schulen. Institutionen wie Kindergärten und Schulen sollten sich selber auf den Weg machen und mithilfe der Krankenkassen Pro­gramme entwickeln. Das Präventionsgesetz biete geeignete Grundlage, auch wenn diese noch ausbaufähig seien, sagte sie. Ähnlich sieht das Maria Michalk, Mitglied des Aus­schusses für Gesundheit für die CDU/CSU. „Die Philosophie des Präventionsgesetzes ba­siert auf Angebot nicht auf Geboten und Verpflichtungen“, so Michalk. Alles andere sei nicht vereinbar mit der freiheitlichen Grundordnung.

Die Bundestagsabgeordnete aus dem Ausschuss für Gesundheit der Linken, Birgit Wöllert, forderte als einzige der Bundestagsabgeordneten klar strenge gesetz­liche Re­ge­lungen: „Ich spreche mich für eine Ampelkennzeichnung von Lebensmitteln aus, eben­so für das Werbeverbot von Alkohol und ein Auslagenverbot von Süßigkeiten an Super­marktkassen.“ Selbst gegen die Zucker- und Fettsteuer sträube sie sich nicht vollständig. Franz Knieps, Vorstand des BKK Dachverbandes und Vertreter von Diabetes@work, bat darum, dass die Politik Erwartungen formuliere und den Erfolg der Maßnahmen evaluie­ren sollte. © hil/gie/aerzteblatt.de

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