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Medizin

Welche Hirnregionen am Stottern beteiligt sind

Freitag, 25. November 2016

Los Angeles – Stottern ist mehr als nur eine Störung der Sprachproduktion. Im Gehirn kommt es zur Aktivierung verschiedener neuronaler Netzwerke, wie eine neue Studie in JAMA Psychiatry (2016; doi: 10.1001/jamapsychiatry.2016.3199) zeigt.

Warum Menschen stottern, ist nicht bekannt. Frühere Untersuchungen haben die Ursache in Regionen des Gehirns gesucht, die an der Sprachproduktion beteiligt sind. Für Bradley Peterson von der Keck School of Medicine in Los Angeles greifen diese Versuche zu kurz.

In einer früheren Untersuchung konnte der Forscher zeigen, dass die betroffenen Personen auch andere Hirnregionen aktivieren, die nicht unmittelbar mit der Sprach­produktion zusammenhängen, sondern Aufmerksamkeit und Emotionen steuern. Diese Zentren sind nicht nur bei Sprechen vermehrt aktiviert, sondern auch bei anderen Aufgaben, bei denen das Gehirn Konflikte lösen muss.

Ein entsprechender Test ist der „Simon Spatial Incompatibility Task“, dabei müssen die Teilnehmer beispielsweise angeben, ob ein Wort rechts oder links auf dem Monitor erscheint. Zum Konflikt kommt es, wenn das geschriebene Wort „rechts“ an der linken Seite erscheint. Stotterer bestehen diesen Test genauso gut wie Nicht-Stotterer, sie müssen verschiedene Hirnzentren jedoch vermehrt aktivieren, wie Peterson in früheren Experimenten mit der funktionellen Kernspintomographie zeigen konnte (PLoS ONE 2014; 9: e89891). 

Jetzt hat der Forscher die Experimente mit einer anderen Variante der Kernspin­technologie wiederholt, mit der die Ruheaktivität des Gehirns untersucht werden kann. Die Magnetresonanzspektroskopie kann an einzelnen Punkten des Gehirns die Konzentration bestimmter Moleküle abschätzen. Für das Gehirn wird häufig N-Acetylaspartat als Marker genommen. Es ist das zweithäufigste Molekül im Gehirn und vor allem in den Hirnzellen vorhanden. Der zweite Marker sind Cholin-enthaltende Moleküle, die vor allem in der Zellmembran vorkommen.

Peterson verglich in zwei Gruppen von 47 Kindern und 47 Erwachsenen die Hirnfunktion zwischen Personen, die stottern und solchen mit normalen Sprachfluss. Erneut wurden nicht nur Unterschiede in den Netzwerken gefunden, die für die aktive Sprachproduktion benötigt werden.

Beteiligt ist vor allem ein Netzwerk, das Emotionen und Gedächtnisinhalte verarbeitet. Dies könnte erklären, warum sich das Stottern bei Stress oder emotionaler Erregung bei vielen Betroffenen verstärkt. Bei einigen reicht es schon, wenn die Personen sich selbst stottern hören, berichtet Peterson.

Das Stottern könnte auch durch das „Default Mode“-Netzwerk beeinflusst werden. Es handelt sich um Hirnregionen, die im Ruhezustand des Gehirns, etwa beim Meditieren, stärker aktiv sind als bei bewussten Handlungen. Nach gegenwärtigen Theorien sind diese Regionen an der Regulation der Aufmerksamkeit beteiligt. Zum Stottern könnte es deshalb auch kommen, weil die Betroffenen nicht in der Lage sind, ihre Gedanken vor dem Sprechen zu ordnen oder Gedächtnisinhalte abzurufen, vermutet Petersen. © rme/aerzteblatt.de

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