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BKK Gesundheits­report: Entscheidungs­spielraum hält gesund

Dienstag, 29. November 2016

/Tim Reckmann, pixelio.de

Berlin – Die Grippewelle 2015 hat ihre Spuren im Gesundheitsbericht der Betriebs­kran­kenkassen (BKK) hinterlassen, der heute in Berlin vorgestellt wurde. Atemwegs­erkran­kungen sind wieder auf Platz zwei der Ursachen für Fehltage am Arbeitsplatz vorgerückt. Sie verdrängen somit psychische Erkrankungen auf den dritten Platz. Auf dem ersten Platz rangieren weiterhin – trotz Rückgang um 0,3 Prozent – Muskel- und Skeletter­kran­kungen.

Am längsten fallen Mitarbeiter aus, die unter psychischen Störungen leiden. Der BKK Dachverband berichtet über durchschnittlich 36 Arbeitsunfähigkeitstage (AU-Tage) je Fall im Jahr 2015. Muskel- und Skelett- oder Atem­wegserkrankungen führen zu 18,6 be­ziehungsweise 6,6 Fehltagen im Durchschnitt. Fast jeder fünfte AU-Tag geht auf eine die­ser drei Erkrankungen.

Dabei sei es weniger das fortgeschrittene Alter, das Fehltage verursache, berichtete der Vorsitzende des BKK Dachverbands Franz Knieps. „Wir waren überrascht zu sehen, dass mehr noch als das Alter die berufliche Tätigkeit das Krankheitsgeschehen be­stimmt.“ Vereinfacht gesagt: „Je qualifizierter, kreativer und autonomer man in seinem Be­ruf agieren kann, desto gesünder ist man.“ Der Entscheidungsspielraum sei dabei eine positiv zu bewertende Komponente.

„Chefs sind gesünder und leben länger, auch wenn sie stärker belastet sind“, bestätigte auch Holger Pfaff vom Institut für Medizini­sche Soziologie, Versorgungsforschung und Reha­bili­tationswissenschaft an der Fakultät für Humanwissenschaften und Medizin der Universität zu Köln. Reinigungskräfte und Mitarbeiter von Verkehrs- und Logistikberufen hatten die meisten AU-Tage aller Wirtschaftsgruppen. Gesundheitsberufe rangieren im Mittelfeld. (siehe Diagramm).

Der BKK Dachverband hat etwa zehn Millionen Versichertendaten ausgewertet. Das entspricht einem Marktanteil von 14 Prozent.

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Krankenkassen in der Pflicht  Was sich 2017 ändern soll
Die Zahlen und Fakten des Gesundheitsberichts wollten Pfaff und Knieps aber nicht ohne einen deutlichen Appell an Arbeitgeber stehen lassen: „Prävention am Arbeitsplatz lohnt sich. Denn die Rendite im Betrieb beträgt fast das Dreifache. Wer einen Euro in­ves­tiert, bekommt 2,7 Euro zurück“, erläuterten beide das Resultat des Reports der Initiative Gesundheit und Arbeit (iga).

Probleme bei der Umsetzung präventiver Maßnahmen am Arbeitsplatz hätten vor allem mittelständische und kleine Unternehmen, berichtete Knieps. Insbesondere Betriebe mit mittlerer Beschäftigtenzahl weisen hohe krankheitsbedingte Ausfallzeiten auf (siehe Dia­gramm). Dieser Nachholbedarf war auch bereits bei der Veranstaltung Diabetes@work in der vorangegangen Woche in Berlin zur Sprache gekommen. Wolfgang Panter, Präsi­dent des Verbands Deutscher Betriebs- und Werksärzte (VDBW), sah in erster Linie die Krankenkassen in der Pflicht, das Präventionsgesetz jetzt auch umzusetzen.

Die dafür nötigen Strukturen will der BKK Dachverband schaffen, sagte Knieps. Das Prob­lem: In Deutschland gibt es mehr als 100 Krankenkassen. In manchen Betrieben seien 40 bis 50 Krankenkassen vertreten, mit jeweils nur wenigen Versicherten. Die Lö­sung, die der Gesetzgeber den Krankenkassen vorgibt, sind Koordinierungsstellen auf Landesebene.

„Der BKK Dachverband ist federführend beteiligt, solche Stellen im Laufe des Jahres 2017 einsatzfähig zu machen“, kündigte Knieps an. Pionierland sei Nordrhein-Westfalen. „Hier wird Ende März die erste Koordinierungsstelle ans Netz gehen.“ Der Betrieb kann sich dann über diese Stellen eine Kasse als Ansprechpartner aussuchen. „Hieran muss sich jede Krankenkasse beteiligen und Zuständigkeiten übernehmen, auch wenn sie noch so klein ist“, sagte Knieps.

Auch freiwillige Check-up-Angebote durch den Betriebsarzt hält Pfaff für sinnvoll. Sie könnten ergänzend zu postalischen Mitgliederanschreiben zur Vorsorgeerinnerung der Krankenkassen erfolgen. Panter ist sich sicher, dass auf diesem Weg mehr Menschen Vorsorgemaßnahmen wahrnehmen würden – vor allem auch jene, die dies sonst nicht tun. Das zeigen ähnliche Angebote in großen Betrieben. Der GKV Spitzenverband lehnte den Vorschlag des VDBW, beispielsweise die Darmkrebsvorsorge über Betriebs­ärzte zu organisieren, dennoch ab. © gie/aerzteblatt.de

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