Ausland
Krankenversorgung in Aleppo zusammengebrochen
Dienstag, 29. November 2016
Berlin/Bonn – Keine Medikamente, zerstörte Krankenwagen, kaum Nahrung und nicht explodierte Sprengsätze: Angesichts heftiger Kämpfe im syrischen Aleppo schildern Hilfswerke die katastrophale Lage der Bevölkerung. Im Osten der Stadt sind nach Schätzungen von Ärzte ohne Grenzen bis zu 250.000 Menschen ohne Gesundheitsversorgung. Darüber hinaus seien vor allem Kinder leichte Ziele für Luftangriffe, so Save the Children. Das Kinderhilfswerk Unicef fordert eine sofortige Feuerpause und warnt vor einer Winterkatastrophe in Syrien.
„Wir brauchen eine sofortige Waffenruhe und uneingeschränkten, sicheren Zugang für die Helfer, um Trinkwasser, Medikamente und Essen zu den Menschen in Not zu bringen“, sagte der Geschäftsführer von Unicef Deutschland, Christian Schneider, der Bild. Der Winter stehe vor der Tür, die Lage werde sich noch weiter verschlechtern. Unicef zufolge leben derzeit eine halbe Million Kinder unter ständigem Beschuss oder unter schwierigen humanitären Bedingungen. Die wenigen Nahrungsmittel, die es noch gebe, seien für viele Familien nicht mehr bezahlbar.
Unicef beschäftigt demnach 200 Helfer in Syrien, bis zu zehn von ihnen halten sich derzeit in Aleppo auf. Die Mitarbeiter hätten seit Beginn des Jahres 84 gezielte Angriffe auf Schulen gezählt. „Viele Kinder werden weiter in Kellern unterrichtet, es gibt Kindergärten in Kellern. Die Kinder klammern sich mit aller Kraft an dieses letzte bisschen Kindheit, das ihnen geblieben ist, eine Kindheit im Krieg.“
Ärzte ohne Grenzen weist auf die fehlende Gesundheitsversorgung hin. Nach mindestens 35 Angriffen auf Kliniken in den vergangenen vier Monaten gebe es höchstens noch 32 Ärzte in der Region. Viele Krankenwagen seien beschädigt worden und könnten nicht mehr eingesetzt werden. Straßen seien wegen des Schutts zerbombter Gebäude unpassierbar. Allein vom 23. September bis zum 24. November haben syrische Ärzte nach eigenen Angaben mehr als 4.300 Verletzte in ihren Einrichtungen gezählt. Über 1.000 Patienten seien gestorben, darunter mehr als 150 Kinder.
Save the Children betonte, dass die Menschen auf den Straßen und inmitten von Ruinen weder Schutz noch Lebensmittel hätten. Aleppo sei mit nicht explodierten Sprengsätzen übersät. „Immer mehr Menschen suchen Schutz inmitten der Ruinen. Damit steigt auch das Risiko, dass nicht explodierte Streubomben oder andere Sprengsätze hilflose Menschen verletzen und töten“, erklärte Länderdirektorin Sonia Khush. Tausende Menschen seien obdachlos. Save the Children fordert „einen sofortigen Zugang für humanitäre Hilfe“. Außerdem müssten die Konfliktparteien dafür sorgen, dass Kinder geschützt seien und Zivilisten freiwillig und sicher fliehen könnten.
World Vision bereitet sich nach eigenen Angaben auf eine Verteilung von medizinischen Produkten speziell für Kinder und Schwangere vor. Mangelernährte Kinder litten der Organisation zufolge besonders häufig unter Magen-Darm-Infekten und einem gestörten Immunsystem. © kna/aerzteblatt.de

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