Ärzteschaft
Ärzte rufen zu Anstrengungen bei HIV-Prävention auf
Mittwoch, 30. November 2016
Berlin – Die erfolgreiche Präventionsarbeit gegen die Ausbreitung von HIV in Deutschland muss weitergehen. Dazu hat die Vizepräsidentin der Bundesärztekammer (BÄK), Martina Wenker, aufgerufen. „Aids ist behandelbar, aber nicht heilbar“, erinnerte sie im Vorfeld des Weltaidstages am 1. Dezember. Eine intensive Präventionsarbeit sei besonders für junge Menschen wichtig, die die umfangreichen Aufklärungskampagnen der 1980er- und 1990er-Jahre nicht miterlebt hätten. Wenker betonte, auch viele Ärzte arbeiteten präventiv und klärten über Ansteckung auf.
Der Weltaidstag steht in diesem Jahr unter dem Leitspruch „Positiv zusammen leben“. Auch Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) rief in diesem Zusammenhang zur Prävention auf. „Dank erfolgreicher Präventionsarbeit und guter Behandlung gehört Deutschland heute zu den Ländern mit den niedrigsten HIV-Neuinfektionsraten in Europa. Wir dürfen jedoch nicht nachlassen, die Krankheit weiter einzudämmen und über Risiken aufzuklären“, sagte er. Wichtig sei außerdem, Vorurteile gegenüber HIV-Infizierten abzubauen und entschlossen gegen Ausgrenzung vorzugehen, sei es in der Freizeit oder im Berufsleben.
Laut Bundesministerium für Gesundheit (BMG) sind in Deutschland rund zwei Drittel der 84.000 Menschen mit HIV berufstätig. Sie seien genauso leistungsfähig wie ihre Kollegen und könnten ein normales Berufsleben führen. Insbesondere im Rahmen von Bewerbungen und Einstellungsgesprächen komme es aber immer wieder zu Ablehnungen aufgrund einer HIV-Infektion, auch wenn Arbeitgeber Bewerber eigentlich nicht nach einer HIV-Infektion fragen dürften (außer bei Chirurgen und Piloten).
„Die Diskriminierung von Menschen mit HIV und Aids muss endlich ein Ende haben – und sie basiert größtenteils auf Unwissenheit und Vorurteilen“, sagte Kordula Schulz-Asche, Sprecherin für Prävention und Gesundheitswirtschaft der Grünen-Fraktion im Deutschen Bundestag. Die Menschen mit HIV/Aids verdienten Solidarität, gute Versorgung und bei Bedarf Unterstützung. „Vor allem aber müssen sie die Möglichkeit erhalten, ein gleichwertiger Teil unserer Gesellschaft zu sein“, betonten Schulz-Asche und Volker Beck von der Grünen-Bundestagsfraktion.
Die Bundesregierung stellt der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) für die Prävention von sexuell übertragbaren Infektionen jährlich rund 11,9 Millionen Euro zur Verfügung. Die Deutsche AIDS-Hilfe erhält von der BZgA jährlich etwa fünf Millionen Euro für die zielgruppenspezifische Prävention.
Die Kampagne zum diesjährigen Welt-Aids-Tag haben das BMG, die BZgA, die Deutsche AIDS-Hilfe und die Deutsche AIDS-Stiftung gemeinsam initiiert. Unterstützt wird die Kampagne vom Verband der Privaten Krankenversicherung und dem Fachverband Außenwerbung. Die Plakate zeigen HIV-positive Menschen mit ihren Forderungen nach Respekt und Akzeptanz. Aktionsmaterialien wie Flyer, Plakate, Anzeigen und Webbanner sind auf einer Kampagnenwebsite verfügbar.
HIV weltweites Problem
Nach Schätzungen der UN-Organisation UNAIDS waren 2015 weltweit 36,7 Millionen Menschen mit dem Erreger HIV infiziert, die meisten von ihnen leben in afrikanischen Ländern südlich der Sahara. Mehr als eine Million Menschen sterben jedes Jahr an der Immunschwäche Aids.
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In Deutschland haben sich nach Schätzungen des Robert Koch-Instituts im vorigen Jahr etwa 3.200 Menschen neu infiziert. Am stärksten betroffen seien Männer, die Sex mit Männern haben – in dieser Gruppe steckten sich geschätzt 2.200 Menschen neu an.
Ende 2015 lebten den Angaben zufolge von den rund 84.700 Menschen mit HIV in Deutschland schätzungsweise 12.600 ohne es zu wissen. „Es gilt: im Zweifel lieber testen lassen“, sagte dazu der baden-württembergische Sozial- und Integrationsminister Manne Lucha (Grüne). „Das Übertragungsrisiko bei sexuellen Kontakten mit HIV-positiven Menschen, die erfolgreich behandelt werden, ist niedrig. HIV-positive Menschen, die sich testen und behandeln lassen, sorgen also nicht nur für ihre eigene Lebensqualität, sie schützen auch ihre Sexualpartner vor der HIV-Infektion“, sagte Lucha. Er erinnerte daran, dass Kondome nicht nur vor einer HIV-Infektion, sondern auch vor anderen sexuell übertragbaren Krankheiten wie Hepatitis oder Syphilis schützen könnten. © hil/aerzteblatt.de

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