Ärzteschaft
Diabetologen streiten mit Kassen in Bayern über Fertiglösungen für Screeningtests
Donnerstag, 1. Dezember 2016
Berlin/München – Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) hat die Krankenkassen in Bayern aufgefordert, die Kosten für Fertig-Glukoselösungen zum Screening auf Schwangerschaftsdiabetes wieder zu übernehmen. Laut einem Beschluss der Arbeitsgemeinschaft der Krankenkassenverbände in Bayern (ARGE) sollen Praxen diese Lösungen selbst zubereiten.
„Die Selbstherstellung im normalen Praxisbetrieb birgt das Risiko von Ungenauigkeiten“, warnte der DDG-Präsident Baptist Gallwitz. Dies könne zu falschen Testergebnissen führen, die Mutter und Kind womöglich schaden könnten und für die der Arzt haften müsste. Die Fachgesellschaft rät daher von der Selbstherstellung ausdrücklich ab.
Die Mutterschaftsrichtlinien sehen seit 2012 einen oralen Belastungstest (oGTT) vor. Dazu trinkt die Schwangere zwischen der 24. und 28. Schwangerschaftswoche eine Glukose-Lösung. Anschließend wird der Blutzucker gemessen. In den meisten Fällen verwenden gynäkologische und diabetologische Praxen für den oGTT eine Fertiglösung aus der Apotheke. Eine entsprechende 300-Milliliter-Flasche kostet 5,53 Euro.
Schon im Sommer 2015 beschloss die ARGE in Bayern, diese Fertiglösung aus Kostengründen nicht mehr zu erstatten. Stattdessen sollen Praxen die benötigte Glukose in Pulverform aus Apotheken beziehen und die Lösung für den oralen Glukosebelastungstest selbst zubereiten. Die in Tütchen abgefüllte Einzelportion Glukose, die in Wasser aufgelöst wird, kostet in der Apotheke 1,21 Euro – „die bayerischen Kassen rechnen mit einer Einsparung von etwa vier Euro pro Patientin und Screening“, erläuterte Christoph Neumann, Vorstand im Berufsverband niedergelassener Diabetologen in Bayern.
Die DDG lehnt den ARGE-Bayern-Beschluss ab und rät zusammen mit der Deutschen Vereinten Gesellschaft für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin (DGKL), diesen wieder zurückzunehmen. „Ein falsches Mischungsverhältnis kann fehlerhafte Testergebnisse zur Folge haben, das sollte auf keinen Fall riskiert werden“, so Gallwitz. „Zudem stehen in kleineren Praxen häufig keine Räume zu Verfügung, die den Hygieneanforderungen entsprechen“, ergänzte Neumann.
Immer mehr Ärzte in Bayern fordern daher die Patientinnen auf, sich mit einem Privatrezept die Fertiglösung für einen oGTT in der Apotheke selber zu kaufen. „Das kann aber nicht die Lösung sein. Die Kassen sparen hier am falschen Fleck“ meint der DDG-Präsident. Die AOK Bayern, die größte Krankenkasse des Freistaates, äußerte sich auf Nachfrage des Deutschen Ärzteblattes bislang nicht. © hil/aerzteblatt.de

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