Medizin
Glutenfreie Kost bei Kindern mit Zöliakie nicht immer wirksam
Freitag, 2. Dezember 2016
Boston – Beinahe eins von fünf Kindern mit Zöliakie hat sich in der Kohorte einer US-Klinik unter einer glutenfreien Ernährung nicht von der Enteropathie erholt. Serologische Tests waren laut der Studie im Journal of Pediatric Gastroenterology & Nutrition (2016; doi: 10.1097/MPG.0000000000001460) nicht in der Lage, die histologische Persistenz der Erkrankung zu erkennen.
Die Zöliakie ist durch eine Atrophie der Dünndarmschleimhaut gekennzeichnet, zu der es infolge einer fehlgerichteten Immunantwort auf Gluten und verwandte Proteine kommt, die in Weizen, Roggen, Gerste und anderen Getreidesorten vorkommen. Die betroffenen Patienten müssen konsequent auf glutenhaltige Nahrungsmittel verzichten, da die Zottenatrophie auf Dauer zur Malabsorption führt, die bei Kindern häufig schwere Entwicklungsstörungen zur Folge hat.
Die Erkrankung wird endoskopisch durch eine Probenentnahme im Duodenum diagnostiziert. Früher wurde grundsätzlich nach einem Jahr eine Kontroll-Endoskopie durchgeführt, um das Ansprechen der Diät zu überprüfen. Seitdem es serologische Marker der Erkrankung gibt, wird häufig darauf verzichtet.
Die aktuelle deutsche Leitlinie hält sie nur für notwendig, wenn die Symptome persistieren. Dies könnte jedoch nicht ausreichen, um persistierende Erkrankungen zu erkennen. In einer früheren Untersuchung konnte bereits gezeigt werden, dass mehr als ein Drittel aller erwachsenen Patienten unter einer glutenfreien Diät weiterhin Schäden der Dünndarm-Mukosa aufweisen, auch wenn sie keine Beschwerden haben und die serologischen Tests negativ ausfallen.
Eine retrospektive Auswertung der Krankenakten von 103 pädiatrischen Patienten, die am Massachusetts General Hospital in Boston betreut wurden, ergab, dass sich die Schleimhaut vieler Kinder auch nach einer Diätdauer von durchschnittlich 2,4 Jahren nicht erholt hatte. Wie Maureen Leonard und Mitarbeiter berichten, wiesen zwanzig Kinder (19 Prozent) bei einer Kontrolle weiterhin histologische Schäden auf, obwohl Diätberater und behandelnde Ärzte die Diät als erfolgreich eingestuft hatten.
Nur bei 43 Prozent der Kinder mit persistierender Enteropathie waren die IgA-Autoantikörper gegen Gewebstransglutaminase (tTG) erhöht, die als serologischer Marker für die Verlaufskontrolle eingesetzt werden. Andererseits hatten 32 Prozent der Kinder, bei denen sich die Dünndarm-Mukosa erholt hatte, weiter einen positiven tTG-Test. Der positive Vorhersagewert eines positiven tTG-Tests betrug nur 25 Prozent und der negative Vorhersagewert nur 83 Prozent.
Die Klinik hat laut Leonard aufgrund der Ergebnisse begonnen, bei pädiatrischen Patienten regelmäßig Kontrollendoskopien durchzuführen. © rme/aerzteblatt.de

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