Medizin
Ungewöhnliche Eisenverteilung im Gehirn von Parkinsonpatienten
Montag, 5. Dezember 2016
Magdeburg – Eisen ist bei Patienten mit Parkinson im Gehirn auf ungewöhnliche Weise verteilt. Das zeigt eine Studie des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE), die im Fachjournal Brain erschienen ist (2016; doi: 10.1093/brain/aww278).
Parkinson ist eine neurodegenerative Erkrankung, die von Bewegungsstörungen geprägt ist und in einem späteren Stadium mit Demenz einhergehen kann. Zu den Krankheitsmerkmalen gehören beschädigte Nervenzellen und die Anwesenheit des Proteins „Alpha-Synuclein”.
„Bisher wissen wir nicht, wodurch Parkinson ausgelöst wird. Durch Eisen verursachter oxidativer Stress gilt jedoch als möglicher Krankheitsmechanismus“, sagt Julio Acosta-Cabronero aus der Arbeitsgruppe von Peter Nestor am DZNE-Standort Magdeburg und Erstautor der aktuellen Veröffentlichung.
Gemeinsam mit Forschern der Universität Magdeburg untersuchten sie die Gehirne von 25 Menschen mit Parkinson und 50 gesunden Studienteilnehmern. Zum Einsatz kam dabei ein spezielles MRT-Verfahren: Die „quantitative susceptibility mapping“ – im Deutschen wird das Verfahren auch „Quantitative Suszeptibilitätskartierung“ genannt (QSM).
Die QSM nutzt Rohdaten, die bei der konventionellen MRT üblicherweise verworfen werden. „Die QSM zeigt, wie die magnetische Suszeptibilität innerhalb des Gehirns variiert. In unserer Studie werden diese Veränderungen hauptsächlich von lokalen Unterschieden im Eisengehalt hervorgerufen. Letztendlich bilden wir also die räumliche Verteilung von Eisen im Gehirn ab“, erklärte Acosta-Cabronero.
„Bei Parkinsonpatienten stellten wir, wie aufgrund vorheriger Studien erwartet, einen erhöhten Eisengehalt in der Substantia nigra fest, aber auch in weiten Bereichen des Neocortex“, erklärte der Leiter der Arbeitsgruppe, Peter Nestor. Die herkömmliche MRT konnte im Gegensatz dazu keine wesentlichen Unterschiede zwischen Parkinson-Betroffenen und gesunden Studienteilnehmern feststellen.
Darüber hinaus zeigte die QSM Anomalien auch in Hirnbereichen, die in Zusammenhang mit Parkinson bisher wenig beachtet wurden. „Der Nucleus dentatus – eine Region des Kleinhirns – weist normalerweise einen hohen Eisengehalt auf. Unser das gesamte Gehirn umfassende Ansatz zeigte jedoch bei Parkinsonpatienten einen verringerten Eisengehalt in diesem Areal. Bei einigen Betroffenen war der Rückgang extrem. Dies unterstreicht, wie diese Methode neue Möglichkeiten zur Erforschung der Parkinson-Krankheit eröffnen kann“, so Nestor.
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Er ist überzeugt, dass dieser Ansatz auch für den Klinikalltag geeignet sein könnte: „Die QSM beruht auf Messdaten, die von der herkömmlichen MRT nicht verwendet werden. Die meisten Hirnscanner wären jedoch prinzipiell in der Lage, diese Daten aufzuzeichnen und für die weitere Verarbeitung zu speichern“, so der Neurowissenschaftler. Insofern könnten Hirnscans, die die magnetische Suszeptibilität des gesamten Gehirns abbildeten, möglicherweise als Biomarker für die Erkrankung dienen. © hil/aerzteblatt.de

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