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Ausland

CRISPR/Cas9 im Zentrum von Patentstreit

Mittwoch, 7. Dezember 2016

/dpa

Alexandria – CRISPR/Cas9 ist eine Revolution in der Gentechnik: Mit der Methode kön­nen Experten zufolge DNA-Sequenzen schneller, billiger und zielgenauer verändert wer­den als bisher. Vielfältige Anwendungen in der Medizin und der Landwirtschaft scheinen möglich. Doch zunächst muss ein Gericht nun klären, wer den Ruhm für die Entwicklung beanspruchen darf. Dabei geht es auch um sehr viel Geld. Die Anhörung wurde gestern in Alexandria im US-Bundesstaat Virginia abgehalten.

In dem Patentstreit stehen sich drei Forscher gegenüber: Die französische Mikrobiologin Emmanuelle Charpentier vom Berliner Max-Planck-Institut und die US-Biochemikerin Jen­ni­fer Doudna von der University of California in Berkeley haben in Zusammenhang mit CRISPR bereits zahlreiche Preise einheimst und gelten als Nobelpreis-Kandida­tinnen.

Doch der chinesische Wissenschaftler Feng Zhang vom Broad Institute in den USA, das mit der Universität Harvard und dem Massachusetts Institute of Technology (MIT) koope­riert, beansprucht die Entwicklung der Methode ebenfalls für sich.

Genomchirurgie: Weder Schwarz noch Weiß

Die Medizin steht möglicherweise vor einem Quantensprung. Die Genom- chirurgie mittels der CRISPR/Cas-Technik besitzt ein immenses Potenzial. Sie stellt die Wissenschaft aber auch vor große ethische Herausforderungen. Einige Wissenschaftler bezeichnen sie bereits jetzt als die Entdeckung des 21. Jahrhunderts, die die Medizin revolutionieren wird: Die CRISPR/Cas-Technik

Die Forschungen von Charpentier und Doudna waren im Juni 2012 in der Fachzeit­schrift Science veröffentlicht worden. Die Wissenschaftlerinnen beschrieben, wie mit CRISPR DNA-Sequenzen zerschnitten, entfernt und neu zusammengesetzt werden können. Dies bezog sich auf einfache Organismen wie Bakterien.

Bereits im Mai 2012 hatten die Frauen ein Patent angemeldet. Im Dezember des glei­chen Jahres meldeten Zhang und das Broad Institute ebenfalls ein Patent an. Dabei ging es um einen erfolgreichen Test zur Anwendung von CRISPR bei sogenannten Eukaryo­ten. Das sind Lebewesen, deren Zellen einen Zellkern mit Membran enthalten. Der Ein­satz von CRISPR bei solchen Organismen öffnet den Weg, die Methode letztlich auch bei menschlichen Zellen zu benutzen.

Vor dem Gericht in Virginia wurde dementsprechend gestern die Frage diskutiert, ob Zhang von den Entdeckungen seiner Forscherkolleginnen profitiert hat oder vielmehr er derjenige war, der die Technologie entscheidend voranbrachte. Die Wissenschaftler wurden von Anwälten vertreten; die Anhörung dauerte nicht einmal 50 Minuten.

Bis zur Entscheidung des Gerichts wird es Wochen dauern. Die drei Richter können ei­ner der beiden Parteien die Entwicklung von CRISPR komplett zurechnen oder aber Char­pentier und Doudna einerseits und Zhang andererseits unterschiedliche Patente zusprechen.

In jedem Fall wird CRISPR die Fachwelt noch lange in Atem halten. Große Medizin­labore und Biotech-Unternehmen sehen in der Technologie riesiges Potenzial. Zugleich werden aber ethische Bedenken laut. Denn wenn die DNA in Keimzellen verändert wird, vererben sich die neuen Sequenzen an die nachfolgenden Generationen. © afp/aerzteblatt.de

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