Politik
Krankenkassen mit 16 Milliarden im Plus
Donnerstag, 8. Dezember 2016
Berlin – Die Krankenkassen haben in den ersten drei Quartalen des Jahres einen Überschuss von 1,55 Milliarden Euro erzielt. Damit steigen die Finanzreserven der Kassen auf mehr als 16 Milliarden Euro. Das gab das Bundesgesundheitsministerium (BMG) heute bekannt. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres gab es noch ein Defizit von 359 Millionen Euro.
Die Ersatzkassen verzeichneten in den ersten drei Quartalen einen Überschuss von rund 757 Millionen, die AOKen von 559 Millionen, die BKKen von 91 Millionen. bei der Knappschaft-Bahn-See waren es 125, und bei der landwirtschaftliche Krankenversicherung 26 Millionen Euro. Lediglich die IKKen meldeten ein Defizit von 7 Millionen Euro.
„Die guten Kassenzahlen zeigen, dass wir bei den notwendigen Verbesserungen, die wir in dieser Wahlperiode für die Patientinnen und Patienten auf den Weg gebracht haben, mit Augenmaß vorgegangen sind“, erklärte Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU). Gleichzeitig trage man mit Strukturverbesserungen, etwa bei den Krankenhäusern und durch das Präventionsgesetz dazu bei, dass das Gesundheitswesen auch morgen noch nachhaltig finanzierbar bleibe.
Den Angaben zufolge standen in den ersten neun Monaten 2016 Einnahmen von rund 167,65 Milliarden Euro Ausgaben von rund 166,10 Milliarden Euro gegenüber. Im ersten Halbjahr 2016 erreichten die Krankenkassen einen Überschuss von 589 Millionen Euro. Die Finanzergebnisse haben sich laut Ministerium damit im Vergleich zu den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres um rund 1,95 Milliarden Euro verbessert. Die Ausgabenentwicklung habe sich in diesem Jahr deutlich abgeflacht – bei weiterhin positiv verlaufender Einnahmenentwicklung.
Je Versichertem gab es einen Ausgabenzuwachs von 3,2 Prozent; im gesamten Vorjahr hatte der Zuwachs bei 3,7 Prozent gelegen. Es ist der niedrigste Anstieg seit 2012 und er liegt deutlich unterhalb des Ausgabenzuwachses, den der Schätzerkreis im Oktober vergangenen Jahres für das Gesamtjahr 2016 prognostiziert hatte.
Die Leistungsausgaben stiegen um 3,1 Prozent je Versichertem, die Verwaltungskosten um 4,3 Prozent. Deutliche Ausgabenzuwächse gab es im Vergleich zum Vorjahreszeitraum etwa bei den Präventionsleistungen (rund 46 Prozent) und der Hospiz- (rund 27 Prozent) und Palliativversorgung (rund 23 Prozent).
Entwicklungen in den einzelnen Leistungsbereichen
Die Entwicklung im Einzelnen: Nach Zuwächsen von 9,4 Prozent je Versicherten (2014) und 4,0 Prozent (2015) sind die Arzneimittelausgaben der Krankenkassen im 1. bis 3. Quartal 2016 je Versicherten um 2,8 Prozent gestiegen. Dies entspricht einem absoluten Zuwachs von 0,98 Milliarden Euro (3,8 Prozent). Bei der Bewertung ist laut Ministerium zu berücksichtigen, dass die Ausgaben für Arzneimittel zur Behandlung der Hepatitis C in den ersten neun Monaten 2016 im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum um rund 450 Millionen Euro niedriger ausfielen. Durch Rabattvereinbarungen mit pharmazeutischen Unternehmen seien die Kassen deutlich entlastet worden, so das Ministerium. Die Rabatterlöse sind im 1. bis 3. Quartal 2016 um knapp 11 Prozent auf rund 2,81 Milliarden Euro gestiegen.
Die Ausgaben für die vertragsärztliche Vergütung stiegen je Versicherten um rund 3,6 Prozent (absolut um rund 4,5 Prozent; 1,18 Milliarden Euro). Bei den darin enthaltenen Ausgaben für ambulante psychotherapeutische Versorgung gab es einen Zuwachs um rund 119 Millionen Euro (8,6 Prozent); die Ausgaben für Hochschulambulanzen stiegen um rund 90 Millionen Euro (23,7 Prozent).
Die Ausgaben für Krankenhausbehandlung erhöhten sich im 1. bis 3. Quartal 2016 je Versicherten um 2,5 Prozent (absolut um 3,4 Prozent). Die Kliniken erhielten allein von den Krankenkassen in den Monaten Januar bis September rund 1,8 Milliarden Euro höhere Finanzmittel als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Aufgrund von Buchungsumstellungen einer großen Krankenkasse zu Jahresbeginn könnten sich die Ausgaben im Jahresverlauf voraussichtlich noch etwas erhöhen, hieß es vom BMG. Für die Deutsche Krankenhausgesellschaft zeigen die Zahlen, dass die Entwicklung der Ausgaben für die Krankenhausbehandlung der Gesamtentwicklung der Leistungsausgaben hinterherhinke, sagte DKG-Hauptgeschäftsführer Georg Baum.
Der Gesundheitsfonds hatte in den ersten sechs Monaten ein Defizit von rund 3,7 Milliarden Euro. Das waren den Angaben zufolge 1,2 Milliarden weniger als im Vorjahreszeitraum. Da jedoch zahlreiche Einnahmen, etwa die Zusätze durch Weihnachts- und Urlaubsgeldzahlungen, weitgehend erst im letzten Quartal des Jahres kommen, ist eine Jahresprognose laut BMG schwer absehbar.
© dpa/kna/may/aerzteblatt.de

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