Medizin
Bakterien im Uterus beeinflussen Fruchtbarkeit
Donnerstag, 8. Dezember 2016
Valencia – Die Gebärmutterhöhle, die lange Zeit als keimfrei angesehen wurde, enthält in Wirklichkeit eine Vielzahl von Bakterien, die einer aktuellen Studie im American Journal of Obstetrics and Gynecology (2016; 215: 684-703) zufolge, die Fruchtbarkeit der Frau beeinflussen.
Reproduktionsmediziner haben mit als erste entdeckt, dass die Uterushöhle nicht keimfrei ist. Auf der Spitze des Katheters, mit dem sie befruchtete Eizellen in den Uterus transferieren, befinden sich regelmäßig Bakterien. Den IVF-Experten fiel auch auf, dass die Art der Bakterien offenbar einen Einfluss auf die Erfolgsrate hat. Ein Team um Carlos Simon von Igenomix in Valencia hat jetzt das Mikrobiom des Uterus erstmals systematisch untersucht. Dies geschah durch die Sequenzierung von Genen der Ribosomen, die sich zwischen den Bakterienspezies unterscheidet, was eine „Inventur“ ermöglicht.
Zunächst fanden die Forscher heraus, dass sich das Mikrobiom des Uterus bei den meisten Frauen vom Mikrobiom der Vagina unterscheidet. Bei den meisten untersuchten Frauen bestand das Mikrobiom zu über 90 Prozent aus Laktobazillen. Die Forscher sprechen von einem LD-Mikrobiom. Die andere Gruppe wurde als Non-LD (NLD) bezeichnet. Bei den meisten Frauen war das Mikrobiom im Verlauf des Zyklus stabil. Hormone scheinen keinen Einfluss auf die bakterielle Besiedlung zu haben, schreibt Simon.
Das bedeutet allerdings nicht, dass die Bakterien keinen Einfluss auf die Funktion des Uterus haben. Im Gegenteil: Ein relativer Mangel an Laktobazillen (beziehungsweise das Auftreten anderer Keime) können die Fruchtbarkeit deutlich herabsetzen, wie die IVF-Mediziner erfahren mussten. Bei einem LD-Mikrobiom im Uterus gelang die Implantation zu 60,7 Prozent, bei einem NLD-Mikrobiom nur zu 23,1 Prozent. Die Schwangerschaftsrate verringerte sich bei einem NLD-Mikrobiom von 70,6 Prozent auf 33,3 Prozent und der Anteil von Lebendgeburten ging von 58,8 auf 6,7 Prozent zurück.
Die Unterschiede sind so groß, dass die IVF-Mediziner in Zukunft eine Untersuchung des Mikrobioms in ihre Kalkulation zum Erfolg der IVF mit einbeziehen müssen, schreibt Simon. Auf welche Weise die Bakterien – in der Regel ohne das Zeichen einer Infektion – die Fruchtbarkeit herabsetzen, ist nicht bekannt. Unklar ist derzeit auch, ob sich die Besiedlung beeinflussen ließe. © rme/aerzteblatt.de

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