Ärzteschaft
Feldmann: Bilanz, Lob und mahnende Worte
Freitag, 9. Dezember 2016
Berlin – Am Jahresende ist Schluss für Regina Feldmann. Dann endet für die stellvertretende Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) ihre Amtszeit. Sie will nicht erneut antreten, sondern kehrt als Delegierte der Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Vereinigung Thüringen (KV Thüringen) in ihre Heimat zurück. Sie werde aber nicht für das Amt der Vorsitzenden kandidieren, erklärte Feldmann auf einer Pressekonferenz. Auf der letzten Vertreterversammlung der KBV (KBV VV) in diesem Jahr zog sie Bilanz, lobte die Arbeit der Selbstverwaltung und fand zugleich auch mahnende Worte.
„Die Selbstverwaltung hat gezeigt, dass sie nicht nur arbeitsfähig, sondern für die Sicherstellung der Versorgung der Bevölkerung unabkömmlich ist“, betonte Feldmann heute in Berlin. Beispiele wie das Förderprogramm zur ambulanten Weiterbildung zeigten, dass die Zusammenarbeit mit Politik und Verbänden sehr gute Ergebnisse erziele und vorausschauend auf die Versorgungsprobleme reagiere.
Feldmann verwies darauf, dass durch eine gesetzgeberische Regelung 7.500 Weiterbildungsstellen für Allgemeinmedizin in die Förderung aufgenommen wurden. Kein junger Weiterbildungsassistent dürfe abgewiesen werden, auch wenn dies die Zahl von 7.500 überschreiten würde, sagte sie. Zusätzlich sei es gelungen, 1.000 Weiterbildungsstellen für die fachärztliche, wohnortnahe Versorgung der Bevölkerung in dieses Förderprogramm aufzunehmen.
Auch die Einführung der nichtärztlichen Praxisassistentin (NäPa) ziele auf die Versorgungslücke im hausärztlichen Bereich ab und stelle einen wichtigen Schritt dar, diese zu schließen. Gleichzeitig müssten die Krankenkassen nun nachziehen, so Feldmann. „Ich hoffe, dass mit dem Beginn des neuen Jahres auch die verbesserte Vergütung für die Beschäftigung der NäPas vom Bewertungsausschuss beschlossen sein wird und somit eine weitere Motivation für die flächendeckende Umsetzung dieser Struktur entstehen wird.“ Auch die VV-Delegierten forderten den Vorstand in einem Beschluss zu neuen Verhandlungen mit den Kassen auf.
In einem Interview auf KV.on, dem TV der KVen, hatte Feldmann zuletzt betont, dass die NäPa angesichts des hohen Altersdurchschnitts bei den Hausärzten „dringend notwendig“ seien. In vielen Bereichen werde die vor zwei Jahren eingeführte Förderungsregelung bereits sehr gut umgesetzt. Aber es gebe wie immer bei der Einführung neuer Strukturen auch Nachbesserungsbedarf. In den Verhandlungen mit dem GKV-Spitzenverband plädiert die KBV für höhere Zuschläge, um Investitionen besser refinanzieren zu können. So koste allein die Ausbildung eines nichtärztlichen Praxisassistenten etwa 2.500 Euro, betonte Feldmann. Darüber hinaus sollten die geforderten Mindestfallzahlen gesenkt werden, sodass mehr Vertragsärzte, die nichtärztliche Praxisassistenten beschäftigen beziehungsweise beschäftigen wollen, den Strukturzuschlag erhalten könnten, fügte sie hinzu.
Seit Januar 2015 werden Leistungen von nichtärztlichen Praxisassistenten in Hausarztpraxen vergütet. Voraussetzung ist, dass die Praxis die geforderten Mindestfallzahlen erfüllt. Die Ärzte erhalten eine Förderung von bis zu 1.320 Euro im Quartal. Außerdem werden die Hausbesuche durch diesen Mitarbeiter vergütet. Die Krankenkassen stellen dafür jährlich rund 118 Millionen Euro bereit. KBV-Analysen zeigen, dass das Angebot zwar genutzt wird, aber noch nicht im erwarteten Umfang. Deshalb sollen die Regelungen für die nichtärztlichen Praxisassistenten zum 1. Januar 2017 aus Sicht der KBV so angepasst werden, dass mehr Ärzte die Leistungen abrechnen können und das Vergütungsvolumen besser ausgeschöpft werden kann.
Auf der VV wertete Feldmann heute neben den NäPas auch die Einführung des Medikationsplanes, forderte aber zugleich eine angemessene Umsetzung der Softwarelösungen. „Wenn die Ärzte in ihren Praxen alle Errungenschaften der neuen IT-Struktur teuer bezahlen sollen, wird das zu heftigen Protesten und nicht zu Akzeptanz führen“, mahnte sie.
aerzteblatt.de
- Allgemeinmedizin: Immer mehr Ärzte im Förderprogramm
- Gassen fordert Rückkehr zu Sachthemen
- Nichtärztliche Praxisassistenten: Streit um Finanzierung
- Arbeitsgericht: KBV muss Ruhegeld nachzahlen
- Regierung will schnell über Zukunft der KBV entscheiden
- KBV-VV beschließt rechtliches Vorgehen gegen Köhler
- Gassen: Staatskommissar nicht erforderlich
- KBV: Aufsichtsbehörde prüft Immobilienaktivitäten
Eindeutig bekannte sie sich zum System der Kassenärztlichen Vereinigungen. „Für die vor uns stehenden Aufgaben bedarf es eines starken KV-Systems. Dafür habe ich 16 Jahre lang gekämpft. Das Grundkonzept der Niederlassung im KV-System muss erhalten bleiben. Über dieses Ziel muss über alle Versorgungsbereichsgrenzen hinweg Einigkeit bestehen. Nur so können wir eine Vorbildwirkung für die jungen Kolleginnen und Kollegen entfalten und diese motivieren, sich für eine eigene, inhabergeführte Praxis zu entscheiden.“
Am Ende ihrer Rede gab Feldmann denn VV-Mitgliedern noch mahnende Worte mit auf den Weg. Sie wünsche den Delegierten Mut, Unzulänglichkeiten in der KBV „offen anzusprechen“, sagte sie. Feldmann spielte dabei auf die Querelen rund um die Gestaltung des Dienstvertrages des ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Andreas Köhler sowie Immobiliengeschäfte an, die derzeit in diversen Rechtsverfahren aufgearbeitet werden. So etwas dürfe sich in der KBV nicht wiederholen, mahnte Feldmann. Das sei auch Aufgabe der VV. Eine Körperschaft des öffentlichen Rechts müsse sich auch selbst an das Recht halten, sagte sie.
„Ich möchte mich bei allen bedanken, die mich seit 2013 bei der konsequenten Aufklärung unterstützt und gefordert haben.“ Sie habe viele Angriffe auf ihre Person „mit Unverständnis und erstaunen“ wahrgenommen. „Ebenso erstaunt mich die Haltung des Bundesgesundheitsministeriums. Viele der Vorgänge waren dort bekannt und man hat lange nichts getan“, sagte Feldmann. Hätte man früher die Aufsicht wahrgenommen, wäre vieles nicht passiert.
© may/bee/aerzteblatt.de

Nachrichten zum Thema

Kommentare
Die Kommentarfunktion steht zur Zeit nicht zur Verfügung.