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Medizin

Babesiose: Blut­spender-Screening verhindert Übertragung der „einheimischen“ Malaria in den USA

Freitag, 9. Dezember 2016

Gaithersburg – In den USA werden seit dem letzten Jahr alle Blutspender auf Antikörper gegen Babesia microti getestet, einem von Zecken übertragenen Parasiten, der Erythrozyten befällt. Die jetzt im New England Journal of Medicine (2016; 375: 2236-2245) publizierte vorbereitende Studie hat gezeigt, dass das Screening fast alle Erkrankungen verhindert.

Babesia microti, ein entfernter Verwandter des Malaria-Erregers, ist im Tierreich ein verbreiteter Krankheitserreger. Auch Menschen können infiziert werden. Die Erreger vermehren sich wie bei der Malaria in den Erythrozyten. Es erkranken jedoch nur wenige ältere Menschen oder solche mit Immunschwäche oder fehlender oder dysfunktionaler Milz. Die Babesiose ist gekennzeichnet durch hohes Fieber, hämolytische Anämie, Hämoglobinurie und Nierenversagen.

Überträger von B. microti ist in den USA wie bei der Lyme-Borreliose die Hirschzecke Ixodes scapularis, die in Nordeuropa nicht vorkommt. In Europa ist der Gemeine Holzbock Ixodes ricinus wie bei der Lyme-Borreliose ein möglicher Vektor. Die Babesiose gehört nach Einschätzung des Robert Koch-Instituts hierzulande zu den sehr selten auftretenden Erkrankungen.

In den USA ist die Erkrankung seit 2011 meldepflichtig. Im Jahr 2013 wurden in den nördlichen Staaten vor allem in Neu-England 1.796 Erkrankungen bekannt. Aufgrund des Befalls der Erythrozyten besteht prinzipiell ein hohes Übertragungsrisiko bei Bluttransfusionen.

Das US-amerikanische Rote Kreuz hat deshalb im Juni 2012 mit einem Screening der Blutkonserven begonnen. Zum Einsatz kam ein damals noch nicht zugelassener Antikörpertest sowie ein Gennachweis mit der Polymerase-Kettenreaktion (PCR). Bis September 2014 wurden in Connecticut, Massachusetts, Minnesota und Wisconsin 89.153 Blutspenden untersucht. Wie das Team um Susan Stramer jetzt mitteilt, waren 335 (0,38 Prozent) Antikörpertests positiv.

Diese Personen sind entweder aktiv infiziert oder sie waren in der Vergangenheit mit dem Erreger infiziert. Bei 67 Blutproben (20 Prozent) war auch der PCR-Test positiv, was in der Regel eine aktive Infektion anzeigt. Es gab auch neun Blutproben, bei denen nur der PCR, nicht aber der Antikörpertest anschlug. Dies kann eine frische Infektion anzeigen, die noch keine Immunreaktion ausgelöst hat. Diese Infektionen werden bei dem derzeitigen Screening, das allein auf dem Antikörpertest basiert, übersehen. Die Häufigkeit beträgt laut Stramer 1 zu 9.906. 

In Connecticut und in Massachusetts wurden während der Studie keine Babesiosen gemeldet. In einer Vergleichsgruppe kam es nach 253.031 nicht gescreenten Blut­spenden zu 14 Erkrankungen. Das relative Risiko, durch eine nicht-gescreente Blutkonserve zu erkranken, ist laut Stramer um den Faktor 8,6 erhöht, wobei die Odds Ratio mit einem 95-Prozent-Konfidenzintervall von 0,51 bis 144 nur eine grobe Annäherung darstellt.

Das absolute Risiko des einzelnen Empfängers beträgt nur 1 zu 18.074. Dennoch hat sich das amerikanische Rote Kreuz entschlossen, alle Blutspenden zu untersuchen. Grund ist der unter Umständen schwere Verlauf der Erkrankung. Die Babesiose war laut Stramer für vier von 15 Todesfällen verantwortlich, die der FDA in den Jahren 2010 bis 2014 gemeldet wurden.

Die Studie hat 56 PCR-positive Blutspender nachuntersucht. Bei den meisten scheint die Infektion selbstlimitierend zu sein. Der PCR-Test wurde nach median 4,7 Monaten wieder negativ. Auch die Antikörper-Reaktion schwächt sich ab. Bis zur Seroreversion vergingen median 17,1 Monate. © rme/aerzteblatt.de

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