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Ärzteschaft

Augenärzte sehen zu helle Scheinwerfer als Gefahr

Donnerstag, 29. Dezember 2016

/dpa

München/Stuttgart – Wer kennt das nicht: Der Scheinwerfer im Gegenverkehr leuchtet so hell, als hätte das Auto aufgeblendet. Augenärzte sehen die immer helleren Auto­schei­n­werfer kritisch. „Ein Hochleistungsblendlicht gefährdet Verkehrsteilnehmer, weil sie nichts mehr sehen“, sagte Bernhard Lachenmayr, Sprecher der Verkehrskommission des Berufsverbandes der Augenärzte Deutschlands und der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft. Zudem würden die Menschen immer älter.

„Das gibt Probleme, das ist gar keine Frage“, sagte er. Blende ein Scheinwerfer einen anderen Verkehrsteilnehmer, entstehe zwar kein Scha­den am Auge, so Lachenmayr. Aber für den, der entgegenkomme, werde es finstere Nacht. 30- bis 40-Jährige würden für den Bruchteil einer Sekunde nichts mehr sehen. Bei 60- bis 70-Jährigen seien es so­gar bis zu zwei Sekunden. Die Hersteller stecken seit Jahren immer mehr Aufwand in die Scheinwerferentwicklung. Blendfreies Fernlicht hält Einzug in die ersten Modelle der Autohersteller. „Wenn das mit den intelligenten Scheinwerfern funktioniert, ist das super“, erklärte Lachenmayr.

Dank der für Fahrerassistenzsysteme in Autos eingebauten Sensoren sollen die Schein­werfer sich in Teilbereichen automatisch ausschalten, wenn Autos, aber auch Fahrrad­fah­rer oder Fußgänger entgegenkommen. Der Leuchtenhersteller Osram beispielsweise arbeitet mit Autoherstellern daran, die LEDs immer exakter zu machen. Daimler arbeitet pa­rallel an hochmodernen LED-Scheinwerfern, die sogar Bilder auf die Straße projizie­ren können. Das digitale Licht ist allerdings bislang nur für die Fernlicht-Funktion ge­dacht – und funktioniert entsprechend nicht in der Stadt. Flächendeckend durchsetzen dürften sich die intelligenten Scheinwerfer auch erst in einigen Jahren.

„Wir haben immer mehr ältere aktive Verkehrsteilnehmer im Straßenverkehr“, warnte La­chen­mayr. „Die haben ab 50 aufwärts immer mehr Probleme mit dem Dämmerungsseh­en.“ Grund ist oft eine Linsentrübung, womit Objekte in der Dämmerung schlechter er­kannt werden können. „Auf der einen Seite haben wir also extrem helle Leuchten, auf der anderen Seite viele Fahrer, die Probleme mit dem Dämmerungssehen haben.“

Das Ausmaß der Blendung hänge von zwei Dingen ab, so Lachenmayr. „Das erste ist die sogenannte Leuchtdichte der Lichtquelle.“ Moderne Leuchten haben eine Stärke von weit mehr als 1.000 Candela pro Quadratmeter. Zum Vergleich: Normale Bildschirme er­rei­chen bis zu 200 Candela pro Quadratmeter.

Die Tendenz gehe zudem aus kosmetischen Gründen hin zu kleineren Leuchtquellen in­nerhalb der Scheinwerfer. „Je kleiner die Leuchtquelle, desto höher die Blendwirkung“, warnte Lachenmayr. Diese beiden Dinge addierten sich, so der Augenarzt. Der unbetei­ligte Verkehrsteilnehmer sei der Leidtragende.

Dabei müssen auch neue Scheinwerfer den gesetzlichen Vorschriften, also der Stra­ßen­verkehrsordnung, entsprechen. Für Änderungen und Anpassungen würden Forschungs­projekte durchgeführt, heißt es bei der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt). „Somit geht die Anpassung der Vorschriften immer einher mit der Scheinwerferweiter­entwick­lung, um eine optimale Ausleuchtung bei möglichst geringer Blendung zu gewährleisten.“

Bei der jährlichen Lichttestaktion des ADAC im Oktober wird die Helligkeit der Schein­wer­fer bislang nicht getestet. Die falsche Einstellung der Scheinwerfer, die unter Umständen ebenfalls zu Blendeffekten führe, sei aber eine der häufigsten Fehlerquellen, sagte Hel­mut Klein vom Technischen Zentrum des ADAC in Landsberg. An gut einem Drittel der Fahrzeuge stimmte die Einstellung nicht. Das liege vor allem daran, dass die Autos im Straßenverkehr im Schnitt neun Jahre alt seien. Häufig seien schlicht die Einstellmög­lichkeiten defekt oder schwergängig, andere Ursachen seien getauschte Lampen, bei denen keine Scheinwerfereinstellung erfolgt.

© dpa/aerzteblatt.de

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