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Medizin

AML: Krebsimpfung verhindert Rezidive langfristig

Montag, 12. Dezember 2016

Menschliche Zellen mit akuter myeloischer Leukämie

Boston – Eine neuartige individuelle Vakzine, die Leukämie-Zellen mit dendritischen Zellen des Patienten fusioniert, hat in einer ersten klinischen Studie die Remissionen einer akuten myeloischen Leukämie (AML) nach einer Chemotherapie über einen ungewöhnlich langen Zeitraum aufrechterhalten, wie ein US-Team in Science Translational Medicine (2016; 8: 368ra171) berichtet.

Eine AML kann bei älteren Patienten, für die eine allogene Stammzelltherapie zu gefährlich wäre, in der Regel nicht geheilt werden. Eine initiale Chemotherapie erzielt zwar bei den meisten Patienten eine Remission, die jedoch kurzlebig ist. Alle Versuche, die Remission ohne Stammzelltherapie langfristig zu erhalten, sind bisher misslungen.

Die Rezidive sollen dabei von Krebsstammzellen ausgehen, die gegen die Zytostatika resistent sind. Der Erfolg der allogenen Stammzelltherapie wird auf eine Graft-versus-Host-Reaktion zurückgeführt. Dabei attackieren die übertragenen Stammzellen die Krebsstammzellen. Einen ähnlichen Effekt soll eine individuelle Krebsvakzine erzielen, die Hämatologen des Beth Israel Deaconess Medical Center in Boston derzeit an älteren Patienten mit AML in einer Phase 1-Studie testen.

Für die Herstellung der Krebsvakzine werden den Patienten zunächst Leukämie-Zellen aus dem Knochenmark (oder soweit möglich aus dem peripheren Blut) entnommen und auf ihre Eignung überprüft. Später werden bei denselben Patienten durch eine Leuka­pherese dendritische Zellen aus dem peripheren Blut gewonnen. Die dendritischen Zellen gehören zu den antigen-präsentierenden Zellen, die das Immunsystem auf ein neues Antigen aufmerksam machen, das dann von T-Zellen angegriffen wird.

Um die antigen-präsentierenden Zellen mit den Antigenen der AML auszustatten, werden die dendritischen Zellen im Labor mit einzelnen Leukämiezellen fusioniert. Die fusionierten Zellen werden dem Patienten dann wie bei einer konventionellen Impfung (in diesem Fall subkutan) appliziert. In der Studie erhielten die Patienten mit Intervallen von jeweils vier Wochen insgesamt drei Impfdosen. Bei jeder Impfung und an den drei folgenden Tagen wurde zudem der Wachstumsfaktor GM-CSF an der Impfstelle injiziert.

Das Ziel der Impfung war die Bildung von T-Zellen, die Leukämiezellen (vor allem die Krebsstammzellen) erkennen und vernichten. Tatsächlich war bei den Patienten nach den Impfungen ein Anstieg von AML-spezifischen T-Zellen (CD4- und CD8-Zellen) nachweisbar. Diese Zellen waren auch sechs Monate nach der letzten Impfung noch im Blut der Patienten vorhanden. Gleichzeitig blieb ein Anstieg von sogenannten regula­torischen T-Zellen aus, die den Immunangriff auf den Tumor hätten abschwächen können.

Wie das Team um David Avigan vom Beth Israel Deaconess Medical Center berichtet, sind zwölf von 17 geimpften Patienten (71 Prozent; 95-Prozent-Konfidenzintervall 52 bis 89 Prozent) nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von 57 Monaten noch ohne Rezidiv. Die Phase 1-Studie, die primär die Sicherheit der Therapie überprüft, hatte zwar keine Vergleichsgruppe. Laut Avigan bleiben gewöhnlich jedoch nur 15 bis 20 Prozent aller AML-Patienten nach einer ersten Chemotherapie länger in Remission. Es könnte deshalb sein, dass die Impfung die Prognose der Patienten verbessert. Endgültig können dies jedoch erst weitere Studien mit Vergleichsgruppen zeigen.

Optimistisch stimmt auch, dass keiner der Patienten, die im ersten Jahr ohne Rezidiv blieben, später einen Rückfall erlitt. Diese Patienten haben laut Avigan eine gute Chance, ihre Leukämie überwunden zu haben – was aufgrund des unberechenbaren Verlaufs der AML aber noch mit einem Fragezeichen zu versehen ist.

Ein wichtiges Ergebnis der Studie ist sicherlich, dass die Impfung von den median 63 Jahre alten Patienten gut vertragen wurde. Die Nebenwirkungen, die vor allem in Lokalreaktionen am Injektionsort bestanden, waren vorübergehender Natur und vom milden Schweregrad 1 oder 2. Auch eine 77-jährige Frau, die nach einer zweiten Remission geimpft wurde, blieb ohne schwere Komplikationen. Sie ist laut Avigan seit mittlerweile 53 Monaten ohne Rezidiv. © rme/aerzteblatt.de

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