Politik
Hilfsangebot für misshandelte Frauen wird ausgeweitet
Dienstag, 13. Dezember 2016
Goslar – Die Hilfsangebote für misshandelte und vergewaltigte Frauen in Niedersachsen werden ausgeweitet. Die Harzklinik Goslar ist dem 2012 gestarteten „Netzwerk ProBeweis“ beigetreten. Es leiste einen wichtigen Beitrag für die Unterstützung von gewaltbetroffenen Frauen, sagte gestern Gesundheitsministerin Cornelia Rundt (SPD). Das Netzwerk wird vom rechtsmedizinischen Institut der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) koordiniert. In mittlerweile 25 Städten gibt es Anlaufstellen für Gewaltopfer. Sie können sich in sogenannten Beweisambulanzen von Rechtsmedizinern und Gynäkologen untersuchen lassen, ohne vorher eine Strafanzeige stellen zu müssen.
Hintergrund ist, dass Frauen direkt nach einem Übergriff oft keinen Mut haben, zur Polizei zu gehen – gerade wenn der Peiniger der eigene Partner war. In den Untersuchungsstellen werden auch kleinere Verletzungen wie Blutergüsse dokumentiert sowie Spuren, etwa die Täter-DNA, gesichert. Die speziell geschulten Ärzte gehen dabei überall nach den gleichen Standards vor, damit die Beweise später vor Gericht verwertbar sind. Dies geschieht in einer vertraulichen Atmosphäre und ist kostenfrei.
Seit Projektbeginn wurden nach Angaben der MHH 490 Fälle registriert. Im vergangenen Jahr gab es insgesamt 117 Dokumentationen in den Beweisambulanzen, in diesem Jahr waren es Mitte Dezember bereits 132. Insgesamt wurden 11.498 Frauen in Niedersachsen im Jahr 2015 Opfer von häuslicher Gewalt. Viele sind so stark traumatisiert, dass sie erst Monate oder Jahre danach eine Anzeige erstatten können. Je mehr Zeit verstreicht, desto schwieriger wird die Beweislage. Das niedersächsische Sozialministerium fördert das Netzwerk seit 2012 bis zunächst Ende 2017 mit jährlich 270.000 Euro.
© dpa/aerzteblatt.de

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