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Politik

Mammographie-Scree­ning: Erstmals weniger Teilnehmerinnen

Dienstag, 13. Dezember 2016

Rainer Sturm /pixelio.de

Berlin – Einen Überblick über die Ergebnisse des Mammographie-Screenings gibt der neue Jahresbericht der Kooperationsgemeinschaft Mammographie. Danach ist die Teil­nehmerquote im Jahr 2014 erstmals gesunken. Sie betrug 54 Prozent der teilnahme­be­re­chtigten Frauen. Ein Jahr zuvor nahmen deutschlandweit noch 57 Prozent der Frauen die Früherkennungsuntersuchung wahr.

Bei etwa 124.000 von 2,9 Millionen Teilnehmerinnen fanden die Ärzte Auffälligkeiten, die abgeklärt werden mussten. Dies entspricht einem Anteil von rund 4,3 Prozent. Bei rund 33.000 Frauen, die an der Abklärung teilnahmen, war zusätzlich eine Gewebeentnahme zur Klärung erforderlich. Der Verdacht auf Brustkrebs bestätigte sich bei knapp 17.000 Frauen.

Das bedeutet zugleich, dass 3,7 Prozent aller untersuchten Frauen bei der Untersu­chung anfänglich einen falsch-positiven Befund erhielten. Bedeutsam ist in diesem Zu­sammenhang, dass der positive Vorhersagewert der nicht-invasiven Abklärung seit Be­ginn des Screenings stabil bei 50 Prozent liegt, das heißt, bei der Hälfte der Frauen, de­nen eine Gewebeentnahme empfohlen wurde, hat sich der Brustkrebsverdacht bestätigt.

Konkret erhielten 2014 sechs von 1.000 untersuchten Frauen die Diagnose Brustkrebs. 35 Prozent der entdeckten Tumore hatten eine Größe bis maximal zehn Millimeter, 77 Pro­zent bis maximal 20 Millimeter. Bei drei von vier betroffenen Frauen waren die Lymph­knoten frei. Der Anteil der prognostisch ungünstigsten Stadien (UICC II+) im Screening lag 2014 bei 21 Prozent der bei Folgeuntersuchungen entdeckten Karzinome.

„Es liegt in der Natur der Früherkennung, dass unerwünschte Folgen nicht komplett ver­mieden werden können, so auch im Mammographie-Screening“, schreibt die Koopera­tions­stelle. Als besonders schwerwiegend seien dabei Überdiagnosen und die daraus resultierenden Übertherapien zu bewerten.

Gemeint sind mit Überdiagnosen Krebserkrankungen die ohne Früherkennung zu Leb­zeiten der Frau nicht auffällig geworden wären. Diese sind nicht messbar. Laut der Koo­pe­­rationsstelle gehen Schätzungen aus laufenden europäischen Screening-Programmen von einem Anteil von einem bis zehn Prozent Überdiagnosen an allen Brustkrebs­diagno­sen aus. Weitere negative Effekte der Früherkennung sind falsch-positive oder falsch-negative Befunde, sowie die Strahlenexposition während der Röntgenuntersuchung.

Das Robert Koch-Institut wertete die Entwicklung in seinem jüngsten Krebsbericht von Ende November als „ersten Hinweis für einen Erfolg des Programms“. Das Screening ist unter anderem wegen der massenhaften Röntgenuntersuchung gesunder Frauen, der Möglichkeit falsch-positiver Befunde und Überdiagnosen nicht unumstritten. Auch die Kosten – 2014 waren es 224 Millionen Euro – sehen manche Skeptiker kritisch. Umge­rechnet pro Teilnehmerin sind es rund 77 Euro. © hil/dpa/aerzteblatt.de

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