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Wahlfach „Medical Humanities“ verbindet Medizin, Kultur und Gesellschaft

Dienstag, 13. Dezember 2016

Das Fach Medical Humanities fördert ein mehrdimensionales Verständnis, es versteht die Medizin auch als Sozial- und Verhaltenswissenschaft.    /Stephanie Hofschlaeger, pixelio.de

Berlin/Nürnberg – Das Wahlfach „Medical Humanities“ erlaubt einen Blick über den Tellerrand der naturwissenschaftlich geprägten Medizin. Im Ausland ist das Fach längst etabliert; in Deutschland findet man es nur an der Charité in Berlin und der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität in Nürnberg (PMU). Das Fach soll auch dazu beitragen, die Sensibilität für menschliche Not und die erforderliche Hilfe zu bewahren.

Dafür benötigen Ärzte nicht nur medizinische Expertise und Fertigkeiten. Wissen aus Ökonomie, Sozialwissenschaften, Psychologie, Kultur und Medien sind gefragt. Im Medizinstudium komme diese aber noch zu kurz, kritisiert die Paracelsus Universität in einer Pressemeldung.

An der Berliner Charité gibt es ein freiwilliges Kursangebot und einen ersten Stiftungslehrstuhl für Medical Humanities. Die Nürnberger Universität bietet das Fach im zweiten Studienjahr als Wahlfach an. Das Curriculum orientiert sich dabei eng an der Ausbildung der amerikanischen Mayo-Medical School. „In den USA und in Canada ist das Fach seit einigen Jahren fester Bestandteil des Medizinstudiums“, erklärt Wolfgang Söllner, Vizerektor der PMU. Und auch in anderen Ländern wie der Schweiz hat das Fach Tradition.

Teilaspekte des Fachs Medical Humanities werden auch hierzulande bereits in Wahlfächern zum Thema Global Health und interkulturelle Kompetenz gelehrt. Eine Übersicht über das Angebot dazu an deutschen Universitäten ist kürzlich im Deutschen Ärzteblatt erschienen.

Kulturelle Kompetenz: Verständigen heißt nicht Verstehen

Missverständnisse mit Patienten aus anderen Ländern sorgen bei vielen Ärzten für Frustration. Kultursensible Kommunikation scheitert oft an mangelnder Selbstreflexion. Das Lehrangebot in der Aus-, Fort- und Weiterbildung muss sich anpassen.


Das Spektrum der Themen von Medical Humanities geht über Global Health hinaus. Es reicht von Diskussionen über Kinofilme und Literatur, die Einblick in die Gedankenwelt und das Gefühlsleben von Patienten geben, bis zu politischen Themen wie „Medizin und internationale Friedensarbeit“.

„Die Studierenden sollen lernen, sich in ihre Patienten hineinzuversetzen, und sich schwierigen Themen wie Leiden und Sterben anzunähern“, sagt Frank Erbguth, Chefarzt der Klinik für Neurologie am Klinikum Nürnberg, der das Fach Medical Humanities an der PMU gemeinsam mit Stephan Kolb und Söllner verantwortet. „Gute Filme und Literatur schlagen eine Brücke zum Inneren des Menschen.“ So auch der mehrfach ausgezeichneten Film „Halt auf freier Strecke“: Das Ehepaar Frank und Mona bekommt die schlimme Nachricht, dass der Familienvater an einem unheilbaren Hirntumor leidet. Der Zuschauer begleitet die Familie auf ihrem langen und schwierigen Weg zum Tod.

Lernen vor Ort: im Gerichtssaal oder einer Pharmafirma
Neben Medizin in der Kunst und Kunst als Medizin, etwa Musiktherapie, geht es auch um Themen wie Ökonomie und Fehlerkultur in der Medizin. Besonderen Stellenwert hat das Thema „Medizin und Nationalsozialismus“, das an historischem Ort im Doku-Zentrum und im Gerichtssaal der Nürnberger Prozesse stattfindet, wo auch Ärzte auf der Anklagebank saßen. In einer Pharmafirma lernen die Studierenden, was auf dem Weg von der Entwicklung bis zur Zulassung eines Medikaments passiert. Andere Exkursionen leiten die Studierenden in Flüchtlingsaufnahmelager. Hier lernen sie, wie Medizin unter schwierigen Bedingungen praktiziert wird. © gie/aerzteblatt.de

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