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Pokémon Go: Aktionismus hält nicht lange an
Mittwoch, 14. Dezember 2016
New York – Die Ergebnisse einer aktuellen Studie bremsen die Euphorie über den gesundheitsförderlichen Effekt von Pokémon Go. Schon nach sechs Wochen lässt die anfängliche Aktivitätssteigerung deutlich nach. Der Effekt ist moderat und nicht nachhaltig, resumieren die Studienautoren in The BMJ (2016, doi: 10.1136/bmj.i6270).
In der ersten Woche vermag das Spiel die tägliche Schrittzahl um 955 Extraschritte zu erhöhen. Damit haben Pokémon-Go-Spieler bereits die Hälfte der von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlenen Tagesleistung absolviert, geht man von einer Schrittlänge von 0,8 Metern und einer Schrittgeschwindigkeit von 4 km/h aus. Danach geht es jedoch stetig bergab, bis nach sechs Wochen wieder das Ausgangsniveau erreicht ist. Geschlecht, Gewicht, Alter oder die Umgebung beeinflussten das Ergebnis dabei nicht. Der gesundheitliche Benefit der App sei daher moderat, schlussfolgern die Autoren. Ähnlich wie bei anderen Maßnahmen, die die körperliche Aktivität steigern sollen, würde der gewünschte Effekt nur eine begrenzte Zeit lang anhalten.
Zu diesem Schluss kommen Forscher um Katherine Howe, Christian Suharlim und Peter Uedader von der Harvard University. Sie haben mehr als 1.000 Pokémon-Go-Spieler in den USA im Sommer 2016 beobachtet. Eine Smartphone-App zählte die täglichen Schritte der Teilnehmer vor und nach der Installation der Spiele-App.
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Die App für Pokémon Go wurde seit Juli 2016 bereits mehr als 500 Millionen Mal heruntergeladen. Auf der Jagd nach den Zeichentrickfiguren müssen die Spieler in der realen Welt einige Schritte zurücklegen. Viele Organisationen äußerten daher zu Beginn des Hypes positive Erwartungen, dass die Nutzer sich dank des Spiels mehr bewegen würden.
Sogar bei leichten Depressionen könne Pokémon Go helfen, vermutete der Vorsitzende der Stiftung Deutsche Depressionshilfe. Man kann sich vorstellen, dass das aktivitätssteigernde Spiel den ein oder anderen aus seiner Lethargie befördert und wieder motiviert, sich unter Menschen zu begeben. Ob Pokémon Go diesen positiven sozialen Effekt haben könnte, wollen die Autoren nicht ausschließen. Untersucht wurde nur die körperliche Aktivität. © gie/aerzteblatt.de

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