Politik
Versandverbot: SPD will Gegenvorschläge erarbeiten
Mittwoch, 14. Dezember 2016
Berlin – In der Debatte um ein Verbot des Arzneimittelversandhandels hat die SPD-Bundestagsfraktion zeitnah Gegenvorschläge zum Gesetzentwurf von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) angekündigt. „Ein schnelles Verbot, wie es Gröhe plant, findet in der SPD keine Mehrheit“, erklärte der Gesundheitsexperte der Sozialdemokraten, Karl Lauterbach, heute vor Journalisten in Berlin. Aus seiner Sicht passe ein komplettes Verbot, wie es der Gesetzentwurf vorsieht, nicht in die Zeit.
„Das Anliegen der Apotheker, sich vor dem Versandhandel zu schützen, kann ich verstehen. Wir müssten uns aber gut überlegen, welche Schlüsse wir daraus ziehen“, so Lauterbach weiter. Er könne sich beispielsweise vorstellen, dass die Beratungsleistungen von Apothekern besser vergütet werden oder entsprechende Strukturen für die Beratungen gefördert werden. Lauterbach zeigte sich im Gespräch überrascht, dass das Bundesgesundheitsministerium hier so schnell nach dem Urteil des Europäischen Gerichtshofs auf den Druck der Apotheker eingegangen ist. „Gröhe hat hier den Bürgern den Eindruck vermittelt, hier werden Interessen von einzelnen Gruppen schneller vertreten als ihre eigenen.“
Lauterbach äußerte sich auch zu der heutigen Anhörung zum Arzneimittelversorgungsstärkungsgesetz. Dabei sieht er den Gesetzesvorschlag, die Preise für Arzneimittel vor der Bewertung durch das AMNOG künftig geheim zu halten, als einen Rückschritt. Auch dem geplanten Umsatzschwellenwert von 250 Millionen Euro kann er nichts Gutes abgewinnen. Positiv seien aus seiner Sicht die Pläne, die Nutzenbewertung im Rahmen des AMNOG sowie die dazugehörigen Berichte des Institutes für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) für Ärztinnen und Ärzte verständlich aufzuarbeiten. Auch in der hausärztlichen Praxis müssten diese Berichte verstanden werden, erklärte Lauterbach.
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Bei einem weiteren Gesetzgebungsvorhaben – dem Pflegeberufegesetz – stehe die „SPD klar dahinter“, machte Lauterbach deutlich. Aus seiner Sicht stehe das Gesetz „momentan auf Messers Schneide.“ Es sei aber ein sehr wichtiges Gesetz, das nicht unterschätzt werden dürfe. „Wenn die Verhandlungen dazu in dieser Woche scheitern, dann wird sich keine Koalition in den kommenden Jahren noch einmal mit dem Thema beschäftigen“, warnte Lauterbach. Mit dem Gesetz soll unter anderem die Ausbildung in den Pflegeberufen zusammengelegt und damit attraktiver gestaltet werden. Mit dieser Flexibilisierung wird die Hoffnung verbunden, dass der Beruf aufgewertet und damit vor allem die Altenpflege besser bezahlt wird. Widerstand gegen das Gesetz gibt es vor allem von einzelnen Abgeordneten in der CDU und aus der CSU.
Zusätzlich äußerte sich Lauterbach zur Debatte um das Kodieren von Krankheiten. Hier wolle sich der Gesundheitsexperte dafür einsetzen, dass Strukturverträge zur Kodierung untersagt werden. Außerdem forderte eine einheitliche Kodierrichtlinie, die auf „unbürokratische Weise“ eingeführt werden müsse. „Es muss klare Maßstäbe geben, wonach kodiert werden soll. Dann ist eine Software, die das Kodieren unterstützt, nicht mehr notwendig“, sagte Lauterbach. © bee/aerzteblatt.de

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