Medizin
Helicobacter pylori beeinflusst mikrobielle Besiedlung in Mund und Dünndarm
Freitag, 16. Dezember 2016
Braunschweig/Magdeburg – Der Keim Helicobacter pylori (HP) verursacht nicht nur chronische Magenschleimhautentzündungen mit ihren möglichen Folgen, er beeinflusst auch die mikrobielle Zusammensetzung der Mundhöhle und des Dünndarmes. Das berichten Wissenschaftler des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig zusammen mit der Universitätsklinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg (OVGU). Ihre Arbeit ist im Journal Gut erschienen (2016; doi: 10.1136/gutjnl-2016-312904).
Im Rahmen eines neu aufgelegten Programmes zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses legten die Kooperationspartner eine gemeinsame Studie auf. Hierbei entnahmen die Wissenschaftler Proben von HP-infizierten Patienten von der Mundhöhle bis zum Dünndarm endoskopisch und untersuchten sie mittels Hochdurchsatz-Sequenzierung auf Basis der RNA-Profile.
Sie verglichen die Proben der infizierten Patienten mit Proben einer Vergleichsgruppe HP-negativer Probanden. Das Ergebnis: Jeder Mensch zeigt sein eigenes, sehr individuelles Mikrobiom durchgängig von der Mundhöhle bis zum Dünndarm. Liegt eine Infektion mit HP vor, dominiert der Erreger sehr schnell die mikrobielle Besiedlung der Magenschleimhaut und verdrängt aufgrund seiner speziellen Eigenschaften andere nützliche Nachbarn. Insbesondere aber beeinflusst HP auch die mikrobielle Zusammensetzung der Mundhöhle und des Dünndarmes.
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„Wie das Bakterium in den Magen gelangt und welchen Einfluss es auf die mikrobielle Lebensgemeinschaft im Magen-Darm-Trakt hat, ist bisher noch nicht im Einzelnen erforscht“, sagte der HZI-Wissenschaftler Dietmar Pieper, Leiter der Arbeitsgruppe „Mikrobielle Interaktionen und Prozesse“.
Zwar sei bekannt, dass der obere Darmtrakt eine komplexe bakterielle Gemeinschaft beherberge. Es gebe aber bisher noch sehr wenige Erkenntnisse über die mikrobielle Artenvielfalt von Personen, die mit HP infiziert seien. „Dies könnte uns Aufschluss darüber geben, ob die krebserregende Rolle von HP allein oder auch durch seinen störenden Einfluss auf die sogenannten Kommensalen, die harmlosen und nützlichen Nachbarn im Magen, entsteht“, so Pieper. © hil/aerzteblatt.de

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