Medizin
TAVI: Frauen haben eine bessere Überlebensrate als Männer
Mittwoch, 21. Dezember 2016
New York – Frauen haben zwar ein höheres Risiko etwa für Blutungen bei einer Transkatheter-Aortenklappenimplantation (TAVI). Dennoch ist ihre Überlebenswahrscheinlichkeit im Jahr nach dem Eingriff höher als die der Männer. Zu diesem Ergebnis kommen Forscher aus den USA, das sie heute im Journal of the American College of Cardiology publiziert haben (2016; doi: 10.1016/j.jacc.2016.10.041).
Zwischen den Jahren 2011 und 2014 untersuchten die Autoren fast 24.000 Patienten, bei denen Ärzte eine TAVI durchgeführt hatten. Bei den Frauen kam es bei dem Eingriff häufiger zu vaskulären Problemen (8,27 % versus 4,39 %; p < 0.001), und auch das Blutungsrisiko war vergleichsweise hoch (8,01 % versus 5.96 %; p = 0,06). Daher mussten die Ärzte häufiger als bei den Männern während des Eingriffs zu einem operativen Vorgehen wechseln. Ein Jahr nach der TAVI hatten die Frauen dennoch ein um etwa 3 % niedrigeres Risiko zu sterben (21,3 % versus 24,5 %; p < 0.001).
Darüber, wie es zu diesem Vorteil für Frauen kommt, könne man zurzeit nur spekulieren, schreibt Molly Szerlip vom Department of Interventional Cardiology in Texas im Editorial zur Studie. Vor allem, weil dieses Ergebnis genau das Gegenteil des geschlechtsspezifischen Risikos nach einem operativen Herzklappenersatz zeigen würden.
Die Frauen der Studie, die etwa 50 Prozent ausmachten, waren im Durchschnitt ein halbes Jahr jünger. Die Männer litten häufiger an koronaren Herzkrankheiten, Vorhofflimmern und Diabetes. Porzellanaorten, eine niedrigere glomeruläre Filtrationsrate und ein höherer STS-Score (9.0 % versus 8.0 %; p < 0.001) kamen hingegen häufiger bei Frauen vor. Zudem wurden die Frauen häufiger über den nicht-transfemoralen Zugang behandelt (45,0 % versus 34,0 %) und erreichten öfter als Männer einen Klappen-Coverindex von mehr als 8 % (66 % versus 54 %).
„Die Ergebnisse könnten bedeuten, dass Herzspezialisten das Risiko einer TAVI bei einigen Frauen überschätzen“, sagt Roxana Mehran, Kardiologin am The Zena and Michael A. Wiener Cardiovascular Institute, Icahn School of Medicine at Mount Sinai in New York. Sie befürchtet, dass bei diesen Frauen aufgrund des falsch eingeschätzten Risikos statt einer TAVI ein operativer Herzklappenersatz durchgeführt wird.
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Die Studie sei mit Vorsicht zu interpretieren, warnt indes Szerlip. Sie könnte nicht auf Menschen mit einem niedrigeren Risikoprofil übertragen werden oder auf Patienten, die eine neue Generation von Aortenklappen erhalten. Auch in der PARTNER-IIA-Studie untersuchten Forscher Hochrisikopatienten und solche mit einem mittleren Risiko. Die Ergebnisse wurden bei der Transcatheter Cardiovascular Therapeutics Konferenz 2016 präsentiert. In beiden Gruppen konnten die Forscher auch nach einem Jahr keine Überlebensvorteile finden. © gie/aerzteblatt.de

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